Beiträge von Creature

    Rancid hatte van Gasteren bei seinem Sportsgeist gepackt und seinen Lehrer vor dem Kampf kurzerhand darum gebeten, dessen Spot aufs Spiel zu setzen. Als All-Around-Good-Guy scheute dieser eine solche Herausforderung selbstverständlich nicht.

    Aktuell ist im Gespräch, den WM-Kampf auf Wunsch von Sam Adonis im klassischen Rundensystem auszutragen. Offenbar muss Pascal Spalter als Titelverteidiger aber zustimmen; jedenfalls lässt POW-Präsident Jörg Vespermann bisher lediglich verlauten, dass er sich einen solchen Rundenkampf ebenfalls wünscht.


    Für den Nachwuchs-Donnerstag ist nunmehr auch Martin Guerrero bestätigt.


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    Wenn sich die POW an etwas bitte nicht orientieren soll, dann Unlimited und cOw, und auch GWF und Fightback nur sehr begrenzt. Vielleicht ist Wrestling Entertainment, aber Catch, in dessen Tradition man sich bei der POW ja doch immer wieder stellt, ist möglichst authentische Wettkampfsportsimulation.


    Im übrigen:

    Dieses P.O.W-Bashing kommt mir irgendwie sehr bekannt vor.

    :thumbup:

    Und ich möchte hinzufügen: Das ist in seiner Ziellosigkeit ganz schön ermüdend.

    Ich kapiere es nicht. Was wäre so schlimm daran? In den meisten Dörfern ist alles außer die Hauptstraße schon auf Tempo 30 runtergeregelt und keiner motzt. Was spricht dagegen das in Städten genauso zu handhaben?

    In den Städten ist ebenfalls quasi alles außer den Hauptstraßen auf Tempo 30 runtergeregelt, entweder durch Tempo-30-Zonen oder weil bauliche Maßnahmen kaum eine höhere Geschwindigkeit zulassen. Es gibt halt dort bloß mehr als eine Hauptstraße. Sowohl im Dorf als auch in der Stadt würde man aber motzen, wenn man das auf Haupstraßen ausweitete, denn irgendwo soll der Verkehr ja schon fließen.

    Falls das untergegangen sein sollte: Die POW hat für Freitag, 13.10., ein Intercontinental-Meisterschaftskampf zwischen Leon van Gasteren und Marius Al-Ani angesetzt. Bereits am Donnerstag, 12.10., wird die neue "New Generation Championship" zwischen Jester und Kevin Storm ausgefochten.


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    Das klingt nach einem super Match, auch wenn es.mich fast wundert, dass Hektor dafür leicht genug ist. Gibt es eigentlich eine offizielle Gewichtsgrenze?

    Die POW selbst hat da nie etwas bekanntgegeben. Man hat den Titel sogar immer mal wieder je nach bedarf als Junior- (also: Nachwuchs-)Titel oder eben als Junior Heavyweight Titel präsentiert.


    Allerdings: Wo sind die Catch-Historiker? Ich weiß, dass es bei der CWA auch Meisterschaften nach Gewichtsklassen gab. Wurde da jemals etwas Offizielles verlautbart? Mein persönlicher Eindruck ist jedenfalls, dass man im deutschsprachigen Raum die Grenze fürs Schwergewicht traditionell sehr hoch anzusetzen scheint. Unter 110kg dürfte da kaum jemand gehabt haben, der früher im Schwergewicht angetreten ist. Die Mittelgewichtler kamen aus einer ziemlich breiten Gewichtsspanne irgendwo zwischen ~90 und ~110kg. Einen Junior Heavyweight Title gab es bei der CWA auch mal, aber wohl erst später, in den 90ern, und eine klare Unterscheidung zu den Mittelgewichtlern lässt sich zumindest aus den darum antretenden Wrestlern kaum ableiten.


    Zurück ins Heute: Für Hektor, der zuletzt noch im Intercontinental-Titelgeschehen stand ist die Herausforderung um diesen Titel nun ein deutlicher Rückschritt, der mich nicht sonderlich glücklich macht. In der IC-Division war er meines Erachtens hervorragend aufgehoben. Überhaupt halte ich Hektor für einen der unterschätzesten Aktiven im deutschsprachigen Raum. Und dann wirkt es bei der POW ohnehin manchmal so, als ob jeder mit irgendeinem Titel herumläuft. Dieser hier ist eindeutig über; von mir aus könnte man den gerne einstampfen. Vielleicht ja Titelgewinn durch Hektor und dann Vereinigungskampf mit der IC-Meisterschaft?


    Und dass Al-Ani dann offenbar nur am Freitag anwesend sein wird, hätte man fairerweise ruhig auch so ankündigen können. Ging bei Bones und Hektor ja auch.

    Neue Kampfansetzung:

    Pete Bouncer vs. Andi Theque


    Außerdem neu dabei:

    Karsten Kretschmer

    Crowchester

    David Oliwa

    Lucifer Lohan

    Rage Sniper


    Mit Karsten Kretschmer gab es übrigens schon bei der Pressekonferenz Schwierigkeiten, wie ein kürzlich von der POW bei Facebook geposteter Bericht aus der örtlichen Zeitung nahelegt. Demnach wirft Kretschmer POW-Präsident Jörg Vespermann vor, das Wrestling zu einem Zirkus verkommen lassen zu haben. Er selbst wolle sich das Geschehen mit eigenen Kämpfern im Rücken anschauen und "den Glanz des Wrestlings zurückbringen".

    laut diesem Jan bei Facebook ist der Trägerverein schon länger verantwortlich für die EWP gewesen

    Müsste ich mal auf die alten Tickets schauen, ob da ein Veranstalter genannt ist. Habe ich allerdings gerade nicht zur Hand. Die Homepage der EWP lief jedenfalls definitiv noch bis Ende letzten Jahrens auf die Berliner Firma. De facto dürfte das auch keinen großen Unterschied gemacht haben, war zuletzt doch Olaf Heyden sowohl Geschäftsführer der Veranstaltungs-GmbH als auch Vorsitzender des Vereins. Wie dann in einer solchen Konstellation die tatsächlichen Organisationsstrukturen sind, lässt sich von außen natürlich nicht beurteilen. Gut möglich, dass Vereinsmitglieder schon länger in die tatsächliche Durchführung eingebunden sind. Bei der letzten Veranstaltung im Dezember war das definitiv bereits der Fall. Spätestens jetzt ist das allerdings auch offiziell so.

    Namensänderung! Fortan treten wir unter dem Namen Catch Wrestling Promotion - CWP - an!

    Da bin ich nun doch etwas traurig, dass diese Traditionslinie begraben wird. Ich bin mir sicher, wir bekommen eine gewohnt gute Show im X-Fights zu sehen, aber ich fand das schon bedeutsam, dass es diese Kontinuität bis zu alten Schützenplatztagen gab.


    Ein bisschen kurios finde ich allerdings, dass man damit einen Tag nach der ursprünglich auf den alten Namen lautenden Ankündiung um die Ecke kommt und man sich im Begleittext nicht einmal dazu durchringen kann, den "Gründer der Liga", den man da so in Ehren halten möchte, auch namentlich zu erwähnen. Nun gut, dafür bekommen wir Leon zurück und weiterhin Rancid und Stübing zu sehen, obwohl sie zwischenzeitlich auch "nebenan" antreten.


    Tickets werden natürlich geordert, keine Frage.


    Mittlerweile tritt übrigens nicht mehr die Firma aus Berlin, die zunächst unter Ahmed Chaers, dann unter Olaf Heydens Leitung stand, als Veranstalter auf, sondern der Trägerverein der Wrestlingschool macht das nun selbst. Wie man hört, soll, wie schon bei der Dezembershow, Grave Artist maßgeblich für die örtliche Organisation verantwortlich sein.

    Mexx und Rambo sind nun doch nicht dabei. Gründe dafür wurden keine genannt.


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    So schlecht ist es doch nicht. Es ist halt "nur" Wrestling!

    Das sehe ich tatsächlich anders. Natürlich muss man schauen, mit welchem Budget man arbeiten kann, aber wenn man etwas mit dem Anspruch macht, dass es schon nicht so wichtig ist, wie gut es wird, dann kann man's auch gleich lassen. Und so eine Plastikstimme empfinde ich wirklich als die größtmögliche Zumutung. Zumal ich mir nicht vorstellen kann, dass es so exorbitant teuer gewesen wäre, wie bisher Andreas Barthel vor einen Greenscreen zu setzen.

    Das war ja nun gerade das hier angepriesene Angebot, dass - nicht irgendwer sondern eben Mike Ritter - eine DVD-Edition von dem alten 90er-Material herausgeben wollte. Wenn ich mich recht erinnere, gab es das allerdings wirklich nur per Selbstvertrieb über E-Mail. Ich meine aber, auch mal irgendwo von ausgelieferten Bestellungen gelesen zu haben. Es blieb also wohl nicht nur bei der Ankündigung; ein paar Exemplare könnten tatsächlich im Umlauf sein. Ich habe damals leider nicht zugegriffen und bereue das heute auch etwas. Falls nicht nochmal jemand mit offiziellen Verbindungen einen Versuch starten möchte, das Material an den Mann zu bringen, dürfte die Chance, heute noch ein Exemplar erwerben zu können, gegen Null tendieren. In dürftiger Qualität sollte allerdings ein Großteil der Aufnahmen den Weg auf die gängigen Videoportale gefunden haben.

    Am Freitag, 13.10.2023, wird in einem Kurzturnier der Catch Cup 2023 ausgefochten. Teilnehmer sind Gianni Valletta, John "Bad Bones" Klinger, Fabio Ferrari sowie der Sieger des Schutzengel-Cups in Geesthacht.


    Und weil es vermutlich keinen eigenen Thread wert ist und alle POW-Interessierten hier vermutlich am ehesten erreicht: Am Samstag, 21.10.2023, präsentiert sich die Wrestlingschule der POW, das Headlock Headquarter, bei der infa auf dem hannoverschen Messegelände.


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    Die Kritik am Kader kann ich kaum nachvollziehen. Die POW veranstaltet etwa dreimal im Jahr in der Region Hannover. Selbstverständlich muss man da auf Beständigkeit im Teilnehmerfeld setzen, damit das Publikum eine Verbindung zu den Aktiven aufbauen kann. Zumal das Teilnehmerfeld so identisch nun auch nicht ist. Wenn ich richtig zähle, sind von aktuell 18 bestätigten Teilnehmern der beiden Pro-Shows 12 dabei, die bereits letztes Jahr zu sehen waren. Zumal sich im Kader in großer Zahl auch die absolute Speerspitze im deutschsprachigen Raum wiederfindet (Spalter, Bones, van Gasteren, Hektor, Al-Ani), dazu Veteranen mit enormem Name-Value (Raaber, Hermann, Kovac). Ich wüsste nicht, wen man da zugunsten einer Überraschung ausladen sollte, ohne dass die Show damit verlöre. Klar, ein bisschen träumen darf man immer, zum Beispiel, dass man sich mal wieder in ein bisschen mehr in England umsehen würde (bei der Nachwuchsshow ist damit ja bereits ein Anfang gemacht) oder vielleicht sogar mal wieder ein Japaner einflöge. Aber auch der hier präsentierte Schwergewichtsherausforderer ist jemand, der auf der ganzen Welt unterwegs war, damit einen glaubhaften Gegner darstellt und dem hannoverschen Publikum nicht gänzlich unbekannt ist. Halte also auch das für eine gute Wahl.


    Auf Storys im modernen Sinne kann ich auf dem Schützenplatz ebenfalls gut verzichten. Einen gut platzierten Angle, eine sich aus dem sportlichen Wettstreit ergebende Rivalität, sehr gerne - aber genau das haben wir im Titelgeschehen. Ansonsten darf es allerdings lieber weiterhin darum gehen, wer der bessere Mann ist, ob sich ein Neuling hochkämpfen kann, ob sich ein Ex-Champ von einer Niederlage erholt, ob ein Rückkampf ein Ergebnis bestätigt, ob der Kleine gegen den Dicken gewinnt und dergleichen. Alles andere ist Schmierentheater.


    Zustimmung allerdings für die Kritik an der Damenherausforderin. Wer ist das? Warum gerade sie? Aber wer weiß, vielleicht kann sie ja was. Den Win-Loss-Record einer nicht-heimischen Athletin wird wohl kaum jemand aus dem Publikum recherchiert haben. Die Damen-Szene hat leider ohnehin kein besonderes Renommee und da nimmt man eben auch ein bisschen das, was man kriegen kann. Immerhin sind die Titelkämpfe somit beide sehr international besetzt; das macht auch immer schon mal etwas her.

    Habe bei den "...ist homosexuell (schwul!)"-Chants damals gerne mitgemacht, schon öfter mal ein "Glitzerschwuppe" in den Ring geschleudert und hätte auch heute kein Problem damit, das erneut zu tun. Lustigerweise saß ich dabei auch oft selbst im Rüschenhemd im Catchzelt, was jetzt auch nicht gerade hypermaskulines Auftreten war. Gleichzeitig bin ich immer gern zum CSD gegangen und war in mehr als einem Schwulenclub feiern. Was waren die 2000er entspannt!


    Wenn das heute so vehement abgelehnt wird, mutmaßlich auch von Leuten, die früher mit dabeigewesen sind, dann frage ich mich immer: Was hat sich denn geändert seitdem? Habt ihr etwa wirklich erst die vollständige gesellschaftliche Etablierung der Schwulenszene gebraucht, um nicht mehr tatsächlich homophob zu sein? Oder aber konntet ihr früher etwa noch abstrahieren zwischen der Verwendung einer gängigen, griffigen Beleidigung und der eigenen, tatsächlichen Haltung zur jeweils bezeichneten Gruppe; nur: wenn das ging, warum soll es dann jetzt plötzlich homophob sein?


    Zudem sollte man auch nicht vergessen, was das ursprünglich Reizvolle am Wrestling war: Gewalt, Brutalität, Hass - gegossen in eine Art Zirkusdarbietung, die gleichzeitig real und auch künstlich genug erschien, einen echten Genuss daran zu ermöglichen. Katharsis für jedes stumpfe Ressentiment, für das man draußen im echten Leben natürlich zu vernünftig war. In diesem Sinne gilt: Je derber eine Beleidigung ist, die im Zuschauerraum zu vernehmen ist, desto mehr Wrestling.


    Ansonsten hatte ich letztes Jahr in Bremen die Gelegenheit in einer ähnlichen Frage mein persönliches Wrestling-Utopia zu erleben. So hatte ich das damals beschrieben:


    "Das Match ging in Ordnung, die unterhaltsamste Szene kam allerdings nach dem Kampf, als Davies im Begriff war, Chaos verbal etwas zurechtzustutzen, das Publikum ihn allerdings nicht zu Wort kommen lassen wollte. "Halt doch mal die Fresse, du behindertes A*schloch", schleuderte Davies einem besonders lautstarken Fan entgegen. Der so angesprochene ließ sich nicht lumpen, zog sich die Jacke aus, übergab seine Bierflasche seinem Sitznachbarn und - hielt Davies ungerührt seinen Behindertenausweis entgegen. Pop des Abends, Davies muss grinsen und der Zuschauer bekommt unter anhaltendem Beifall einen Handshake und eine Umarmung. Hier war die Welt genau so, wie sie sein soll. Der eine kann Derbheiten bringen, der andere kann mehr als souverän reagieren und das Publikum feiert das alles mit Wohlwollen. Schön."


    Zu Eric Schwarz:
    Aus der "Zicke-Zacke"-Nummer kann man ihm sicher keine rechte Gesinnung zuschreiben. Auf die satirische Karnevalsvorlage hatte er im Nachgang der Show selbst verwiesen. Vorwerfen kann man ihm allerdings die nicht unerhebliche Dummheit, keinen Unterschied zu sehen zwischen einer Karnevalsnummer, der ein (als Norddeutscher möchte ich sagen: im weitesten Sinne) humorvoller Kontext zueigen ist und die zudem mit einer Publikumsschelte endete und einer völlig aus dem Nichts kommenden, identischen Versuchsanordnung als Stimmungstest in einer Wrestlingshow, die in keinster Weise kritisch aufgefangen wurde und bei der Eric als Face auch keinen Grund hatte, sein Publikum durch Gesinnungsoffenbarung bloßstellen zu wollen.

    Die Facebook-Postings sind da politisch schon eine andere Nummer. Da beneide ich niemanden, der mit ihm befreundet sein möchte, und sich das nun noch schönreden soll. Ich habe hier mal irgendwo vernommen, dass Eric wohl aufgrund persönlicher Schicksalsschläge irgendwann verbittert in solch ein Umfeld abgerutscht sein soll. Vielleicht macht es diese Entwicklung ein bisschen verstehbar; unsäglich bleiben solche Postings dennoch. Allerdings: Das all so etwas eine Rolle spielen soll bei der Frage, ob er für ein Booking in einem Wrestlingring geeignet ist, ist keine positive Entwicklung, sondern ein Elend unserer Zeit. Und wenn er täglich kleine Kinder äße - das einzig relevante Kriterium bleibt doch: Kann er die Show bereichern oder nicht? Und diese Frage lässt sich bei einem der größten deutschsprachigen Namen der 2000er-Jahre selbstverständlich nur mit Ja beantworten. Wie öde wäre auch die (nicht nur Wrestling-)Welt, wenn lediglich gute, sympathische, moralische Menschen öffentlich auftreten sollten?

    Nachdem es um die EWP lange Zeit still blieb, meldet man sich nun mit einer Ankündigung zurück, die sich gewaschen hat: Leon van Gasteren steigt zurück in den Ring, der ihn groß gemacht hat. Dazu viele bekannte Gesichter aus dem EWP-Stammkader und ein Juniorentitelkampf.


    Hier die Ankündigung von der Instagram-Seite der EWP:

    Externer Inhalt www.instagram.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Alle Infos im Überblick:


    EWP Breakthrough


    Juniorenmeisterschaft

    Tim Stübing vs. Jan Davidson (ehemals Jan Sünnemann/Falk Friedrich Sünderjahn)


    Außerdem:

    Joe E. Legend

    Leon van Gasteren

    Johnny Rancid


    Einlass: 19 Uhr

    Beginn: 20 Uhr


    X Fights

    Badenstedter Str. 60
    30453 Hannover


    Tickets im EWP-Ticketshop für 20-25€.

    Auch für Bayern ist der Wahl-O-Mat nun verfügbar.


    Mir sagt er, in Bayern sollte ich die V-Partei³ (70%), die Partei der Humanisten (65,5%) oder die FDP (63,3%) wählen. Das überrascht mich ein bisschen, bin ich doch vom grün-veganen Milieu recht weit entfernt. Mit den Humanisten oder der FDP könnte ich mich allerdings (mit den üblichen Einschränkungen) anfreunden.

    Erpressen/Nötigen sind falsche Bezeichnungen, weil es "Verhandelbarkeit der Situation" suggeriert. Ist es jedoch nicht (wissenschaftlicher Konsens). Deswegen nenne ich es anders: Die LG fordert ein, was notwendig und unumgänglich ist, auch wenn es (auch für die Demonstranten!) unbequem ist. Sie fordert das konsequente Handeln und Lösen der Problematik ein. Verschieben und Warten sind keine Optionen.


    Hier kommt ein ähnlicher Denkfehler zum Tragen, der schon im Umgang mit der Corona-Pandemie überall auftauchte.


    Zunächst: Ich stimme Dir vollkommen zu, dass man der immer stärker um sich greifenden Unart, sich seine Fakten selbst zusammenbasteln zu wollen, wenn die eigentlichen Fakten nicht zum Weltbild passen, dringend etwas entgegensetzen muss. Wir sind langsam an einem Punkt angekommen, in dem es so etwas wie eine gesamtgesellschaftlich akzeptierte Faktenlage kaum noch gibt. Das ist gesellschaftlicher Sprengstoff sondergleichen.


    Allerdings: Anders als Fakten sind Handlungsmöglichkeiten selbstverständlich stets verhandelbar. Aus Fakten lässt sich niemals unmittelbar ableiten, was der "notwendige" oder "unumgänglliche" Umgang mit ihnen ist. Wenn ich einen Tumor habe, ist es dumm, mir herbeizuphantasieren, dass die bildgebenden Verfahren alle irrten oder gar eine korrupte Ärzteschaft die Existenz von Tumoren nur erfunden hätte. Sehr wohl ist aber die Operation nebst Chemo nicht der einzige unumstößliche Umgang mit diesem Umstand, auch dann nicht, wenn dies die einzige Option auf Heilung wäre. Prima facie ist es eine ebenso vernünftige Handlungserwägung, mein angesammeltes Vermögen in einem kurzen, hedonistischen Exzess zu verbrauchen und dann ein deutlich früheres Ableben in Kauf zu nehmen. Oder allgemeiner: Eventuell präferiere ich die Maximierung meiner Kurzzeitgewinne gegenüber meinen Langzeitaussichten. Daran ist, solange es bewusst geschieht, nichts Unvernünftiges.


    In der Klimafrage ergeben sich Handlungsnotwendigkeiten daher also nur unter einer zusätzlichen Prämisse. Wenn ich die Lebensgrundlagen langfristig erhalten möchte, ja, dann muss ich. Das halte ich allerdings für ein großes "Wenn". Ich habe schon einige Argumentationen für Long-Termism gelesen; überzeugt hat mich davon noch keine. Ich halte es da eher mit Keynes: "In the long run, we're all dead." Drüben im "Andere-Perspektiven"-Thread ist kürzlich jemand, mit Unbehagen zwar, aber völlig richtig zu dem Ergebnis gekommen: Wenn ich nicht an irgendeinen übergeordneten Sinn der Existenz glaube und selber keine Kinder in die Welt setze, dann gibt es keinen vernünftigen Grund, mir über die Zukunft der Menschheit den Kopf zu zerbrechen.


    Dementsprechend würde auch der hier später angeführte Bürgermeister, der nicht "genug" gegen den Klimawandel tut, keines Pflichtversäumnisses schuldig. Denn die Frage, welcher Zeithorizont bei der Beurteilung von Handlungsoptionen eine Rolle zu spielen hat, ob kurz-, mittel- oder langfristige Ziele eine Rolle spielen sollen, muss im Wege der politischen Auseinandersetzung beantwortet werden. A priori hat sie offen zu bleiben.


    Und meine Antwort ist die Folgende: Wenn das Überleben der Menschheit es erfordert, dass wir unseren Wohlstand und unsere Gewohnheiten (zu signifikanten Teilen) aufgeben müssen, dann sollten wir besser jetzt nochmal die letzten Öl- und Kohlereserven verballern und danach zusehen, dass wir geordnet das Licht ausmachen. Wenn sich diese Antwort politisch nicht durchsetzen lässt, dann ist meine Position unterlegen und wir handeln anders. Aber so zu tun, als sei sie a priori ausgeschlossen und als gebe es sogar einen direkten Weg von der wissenschaftlichen Faktenlage zu einer unmittelbar notwendigen Handlung, treibt mich regelmäßig zum Wahnsinn. Das halte ich - nicht nur bei diesem Thema - für eine unfassbar unredliche Argumentationsweise. Schließlich sollte der Begriff "Sein-Sollen-Fehlschluss" zumindest jedem, der die gymnasiale Oberstufe durchlaufen hat, etwas sagen.

A N Z E I G E