Chronologie der schlimmsten Tage meines Lebens:
21.08.2023*, 8:00: Ich wache auf und habe Anrufe auf meinem Handy. Ich rufe meinen Vater zurück und erhalte die Info, dass meine Mutter in der Nacht einen Schlaganfall hatte. Aber sie haben gut reagiert und eigentlich sollte alles gut werden.
21.08.2023: 9:30: Mein Papa** ruft mich an und teilt mir mit, dass es schlecht aussieht. Ich verstehe das in diesem Moment nicht und sage ihm, dass ich mit meiner Familie (Frau und zwei Kinder, 4 Jahre und 5 Monate) gerade auf dem Weg ins Freibad bin.
21.08.2023 9:45: Ich realisiere, was mir gerade gesgt wurde und mache mich auf den Weg in Krankenhaus.
21.08.2023 10:15: ich komme im Krankenhaus an, ich erfahre, dass die Behandlung des Schlaganfalls, eine Hinrblutung verursacht hat (passiert in 2-5% der Fälle, ist also lieder ziemlich häufig), sollte diese nicht zurück gehen, steht der Tod meiner Mutter in den nächsten Stunden bevor.
21.08.2023 10:30: Ich stehe fix und fertig am Krankenbett meiner Mama und richte ihr Grüße von meiner Frau und den Kindern aus. Sie sagt "Danke" Der Tag endet mit Hoffen und Bangen.
21.08.23 Nachmittag: Wir verbringen den Tag im Krankenhaus, gegen ~15:30 spricht die Ärztin mit uns, die Hirnblutung ist massiv, aber die nächstgelegene Neurochururgie rät von einer OP ab, der Schaden wäre wohl höher als der eventuelle Nutzen.
22.08.2023, keine Uhrzeiten mehr: kaum Veränderungen, ich sehe den Körper an, der mal meine Mama war(?), mein Papa macht Pläne, ich will ihn anschreien, aber verstehe, dass die Hoffung alles für ihn ist.
23.08.2023 8:21: Mein Bruder hat Erkältungssmptome und macht einen Corona Test: positiv, wir geben es an das Krankenhaus weiter und warten auf die Rückmeldung.
23.08.2023 13:00: Wir erfahren, dass wir, negativ getestet ins Krankenhaus dürfen, wir fahren los.
23.08.2023 13:44: Wir (Papa, Schwester und ich) machen ein Bild im kompletten Schutzoutfit und schicken es meinem Bruder, Mama liegt im Hintergrund und sieht nicht gut aus.
23.08.2023 14:08: Ich habe mir gerade ein Taxi gerufen um zu meinem Auto zu kommen, meine Schwester schreibt mir, ich soll kommen, die Ärztin ist da
23.08.2023 14:10: Jede Hoffnung, die ich nicht haben wollte, ist zerstört. Mama wird sterben. Es geht nicht um das ob, sondern um das wann. Mein Papa will nach Hause er "will ihr nicht beim sterben zusehen"
23.08.2023 später: ich erfahre, dass meine Mama nach hause kommen soll, ich finde diese idee nicht gut, ich will nicht, dass mein Papa unser Haus mit dem Tod seiner Frau vebindet (an dieser Stelle ein Einwurf: ich werde bald 40 Jare alt, aber nie in meinem Leben habe ich die Liebe die meine Eltern verbindet, so sehr gespürt wie in den letzten Tagen/Wochen). Aber ich sage nichts, es ist seine Entscheidung und über Freunde meines Bruders bekommen wir am nächsten Tag bereits ein Pflegebett.
24.08.2023 10:30: Ich hole mit meinem Bruder das Pflegebett ab
24.08.2023 um die Mittagszeit: wir beschließen meine Mama nicht mit Flüssigkeit zu versorgen, um ihr unnötiges Leid zu ersparen.
24.08.2023 14:30: Meine Tante kommt zu uns, sie hat vor 10 Jahren ihren Mann an den Krebs verloren, sie kann nicht glauben, dass sie nun ihre Schwester verlieren wird (wie wir alle).
24.08.2023 15:30: Meine Mama kommt an, zusammen mit den Sanitätern und meinem Bruder trage ich sie ins Pflegebett, dass in dem Raum steht, der für mich bis dahin nur das Esszimmer war.
24.08.2023 16:00: Ich fahre in die Apotheke um Mundpflege für "sterbende" zu besorgen. Ich kündige meiner Familie an, dass ich länger weg sein werde, weil ich schreien, fluchen und weinen möchte.
24.08.2023 16:25: ich musste in den Nachbarort um die Mundpflege zu holen, auf der Landstraße ruft mich meine Schägerin an, meine Mama hat die Augen offen... ich gebe Gas
24.08.2023 16:35: Meine Mama wartet wohl, bis ich da bin und schließt in Anwesenheit meines Papas und ihrer drei Kinder für immer die Augen.
24.08.2023 irgendwann später: wir informieren die Familie, ich rufe die jüngste Schwester meiner Mama an und sehe sie durch mein Handy zusammenbrechen.
01.09.2023: Beerdigung
* übigens hat "heute" mein Bruder Geburtstag, niemand ahnt, das dieser Tag nie mehr so sein wird, wie er mal war
**ab diesem Moment möchte ich nicht mehr die "unpersönliche" Form verwenden, es wird noch schlimm genug