WWF:
Summerslam 1992
Rick Martel vs Shawn Michaels
Ein Match, das ich nur sehr schwer als "Wrestling"-Match per se wahrnehmen kann, sondern als Entertainment-Segment. Denn hier steht ganz klar die Story rund um Sherri im Mittelpunkt und dieser Aspekt des Matches ist sicherlich gut gelungen. Ich persönlich mache mir aus solchen Entertainment-Matches wenig bis gar nichts, aber objektiv gesehen hat man diese Fehde effizient im Match umgesetzt. Das Wrestlerische ist dafür aber äußerst dürftig. Für mich ist das wahrlich Interessante daran eigentlich der Umstand, dass HBK auch diese Srte von Match perfekt in Szene setzen kann, und eben nicht nur im Ring brilliert.
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WCW:
Wrestle War 1992
War Games - Arn Anderson, Larry Zbyszko, Steve Austin, Rick Rude, Beautiful Bobby vs Barry Windham, Sting, Dustin Rhodes, Ricky Steamboat, Nikita Koloff
Den War Games eilt natürlich ihr Ruf vorraus. Ich wage zu behaupten, dass jeder Wrestlingfan Assoziationen zu dieser Stipulation hat, die sehr stark von dem in den Jahren und Jahrzehnten geschaffenen Konstrukt, eines der härtesten Matches in der Welt des Pro-Wrestlings zu sein, determiniert ist. Sieht man sich eines dieser hoch gelobten Matches dann aber mal an, ist man in ziemlich allen Fällen enttäuscht, da eigentlich alle Realisierungen des War Games Konzepts weit weg von diesem geschaffenen Konstrukt sind. Meltzers überhöhte Bewertungen dieser Matches tun ihr ihriges um die Erwartungen von Fans ungerechtfertigt nach oben zu treiben. Denn am Ende des Tages ist keines der War Games Matches, meiner Meinung nach, etwas Besonderes und ein Must-see Match. Dieses Match ist noch das bessere seiner Zunft.
Gleich vorweg: Das Match ist meilenweit von einem perfekten Match entfernt, das Meltzer gerne hätte. Aber das Match hat seine Qualitäten, die es durchaus rechtfertigen, sich das Match einmal zu Gemüte zu führen, wenn man mal 30 Minuten nichts zu tun hat.
Die große Stärke dieses Matches ist das tolle Booking, das zusammengehalten wird von sehr gutem storytelling. Dabei schafft man es nicht nur die überlappende Storyline, die diese Fehde bestimmt hat, dramatisch darzustellen, sondern schafft auch mehrere subplots in und zwischen den einzelnen Teams, die von der narrativen Seite des Matches, nie Langeweile aufkommen lasst. Dieser Aspekt des Matches ist mit dem Prädikat "großartig" einzustufen.
Wo jedoch sehr wohl große Langeweile aufkommt ist das, was dann wirklich gezeigt wird. Ich würde die in-Ring Ereignisse des Matches mit dem "Rumble-Effekt" beschreiben. Was ist der "Rumble-Effekt"? Dieser tritt dann auf, wenn die Anzahl an Leuten im Ring den täuschenden Eindruck erweckt, dass tatsächlich etwas passiert. Schaut man dann genauer hin, erkennt man, dass sehr viel Stalling, halbherziges Brawling und völlig belanglose Filleraktionen das Match dominieren. So auch in diesem Match.
Auch das Brawling und der Einsatz des Käfigs wird "einem der härtesten Matches des Pro Wrestlings", als welches es ja tituliert wurde, nicht mal ansatzweise gerecht. Stattdessen sieht man viel monotones und ermüdendes Brawling und extrem fake aussehende Aktionen mit oder gegen den Käfig. Suspension of disbelief ja, aber das grenzt an Lächerlichkeit. Ich würde das Match eher als die Softvariante der Elimination Chamber bezeichnen.
Auch das Finish kommt natürlich viel zu abrupt daher und macht sich die Vorlage des storytellings davor nicht zu nutzen. Das Match ist gefühlte 30 Sekunden nachdem der letzte Teilnehmer in den Käfig kommt aus und hinterlässt einen faden Nachgeschmack.
Alles in allem aber ein wirklich gutes Match aufgrund des brillanten storytellings und Bookings. Wenn man mal außen vorlässt, dass Vieles hier sehr fake aussieht, kann man sich gut zurücklehnen und die ununterbrochene Action genießen.
Ein schwaches Finish, monotones Brawling und zu wenig an wirklich bedeutsamen Ereignissen im Ring bewahren das Match jedoch davor ein wirkliches Must-see Match zu sein, auch wenn es noch das bessere der overhypten War Games ist.
***3/4
AJPW:
AJPW Super Power Series 1992 - Tag 6 (24.5.1992)
Kenta Kobashi, Mitsuharu Misawa, Toshiaki Kawada vs Akira Taue, Jumbo Tsuruta, Masanobu Fuchi
Ganz im Gegensatz zum War Games Match von oben, ist das Match Intensität und Workrate pur, hier wird nichts gefaked, hier gibt es kein Stalling, jeder einzelne Move schaut glaubwürdig aus und passt perfekt in das sehr effiziente psychologische Konzept, und auch der Verlauf des Matches ist durchgehend mitreißend, da basierend auf der fantastischen Psychologie und dem genialen Selling das Match enorme Authentizität aufweist. Dazu kommt eine absolut grandiose Crowd, die dieses Match vom "sehr guten" Niveau auf das "Klassiker"-Niveau hebt.
Meltzer hat diese Matchpaarung gleich drei Mal mit den vollen fünf Sternen bewertet, so weit würde ich nicht gehen. Dennoch ist das 1992er Match ein absoluter Wrestling-Klassiker, wenngleich ich tatsächlich behaupten würde, dass dieses hier das "schwächere" der drei ist, da einige Sequenzen der beiden Vorgänger aufgegriffen werden. An meiner Wertung weiter unten wird man aber gleich sehen, dass dies nur eine Abstufung zwischen Meisterwerk für die Ewigkeit und großartiges MOTYC-Match ist. Das 1992er Match ist für mich knapp unter der Bestwertung. Ja, die Referenzen zu den Vorgänger-Matches sind grandios in die Narrative eingeflochten, aber für ein perfektes Match fehlt mir dann doch ein kleines bisschen der "Novelty"-Faktor, den man 1990 und 1991 noch hatte.
Gerade im Vergleich mit der amerikanischen Tag Team Szene ist es dann doch beeindruckend, wie weit AJPW dem amerikanischen Wreslting voraus war und ich würde sogar behaupten, dass dieses 6-Man besser als jedes amerikanische Match aus dem Jahre 1992 ist. Prove me wrong.
EIn Klassiker für die Ewigkeit, den man aber fast im Kontext der ersten beiden Matches gesehen haben sollte.
**** 3/4