Da es noch keinen Thread zur FIFA gibt, habe ich bei der Moderation um Erlaubnis gefragt, einen solchen eröffenen zu dürfen.
FIFA und UEFA lassen sich aktuell schwer trennen, deswegen habe ich diesen Namen gewählt. Wobei es nicht um Änderungen der CL oder EL gehen sollte, da es für diese Wettbewerbe entsprechende Threads gibt, sondern eher um Korruptionsaffären, die Kandidaturen für den Präsidentenposten, das Säbelrasseln der UEFA ggü. Blatter usw.
Auch denke ich dass man nicht jede Schnappsidee von Blatter bzgl. Regeländerungen hier posten müsste
ZitatAlles anzeigenBlatter kandidiert für fünfte Amtszeit
Seine Mission sei noch nicht beendet, sagte Joseph Blatter auf dem Fifa-Kongress in São Paulo. Dort kippen Delegierte die Demokratiereform des Fußball-Weltverbandes.
Joseph Blatter hat angekündigt, im kommenden Jahr erneut als Fifa-Präsident zu kandidieren. "Meine Mission ist nicht beendet", sagte Blatter während seiner Rede auf dem Kongress des Weltfußballverbands in São Paulo. "Ich bin bereit, Sie nach vorne zu bringen. Wir werden eine neue Fifa errichten."
Der Fifa-Präsident will trotz Kritik für eine weitere Amtszeit an der Spitze des Weltfußballverbandes kandidieren. Europäische Verbände hatten einen Verzicht gefordert. Video kommentieren
Die 209 Delegierten hatten zuvor gegen die letzte Stufe der Demokratiereform des Weltfußballverbands gestimmt. Für Funktionäre wird es so künftig kein Alterslimit geben. Zudem gibt es keine Begrenzung für die Dauer der möglichen Amtszeit im höchsten Fußballgremium.
Blatter hatte in den vergangenen Monaten schon mehrfach angedeutet, dass er erneut kandidieren will. Allerdings hatten sich angesichts der Vorwürfe, dass bei der Vergabe der Fußball-WM 2022 an das Golfemirat Katar Bestechungsgelder in Millionenhöhe geflossen seien, zuletzt die Rufe nach seinem Rücktritt gemehrt. Der Schweizer ist auch wegen früherer Skandale seit Längerem umstritten.
Chefermittler Michael Garcia, der die Korruptionsvorwürfe untersucht, sagte auf dem Kongress, dass dazu auch Dokumente der Sunday Times genutzt würden.
Die britische Zeitung hatte zuletzt berichtet, dass der frühere katarische Funktionär Mohamed bin Hammam vor der WM-Vergabe Offizielle mit insgesamt 3,7 Millionen Euro bestochen haben soll. Die Sunday Times besitzt nach eigenen Angaben mehrere Millionen E-Mails aus dem Umfeld bin Hammams.
"Die große Mehrheit dieses Materials stand uns zur Verfügung. Es wurde und wird untersucht. Wir haben die Quelle kontaktiert und sind zuversichtlich, vollständigen Zugang zum kompletten Daten-Set zu bekommen", sagte Garcia. Zu den Ergebnissen seiner Ermittlungen äußerte sich der frühere US-Staatsanwalt nicht.
Bereits vor dem Fifa-Kongress hatte der europäische Fußballverband Uefa gefordert, dass Sepp Blatter als Präsident der Fifa abtreten müsse. Ein Uefa-Sprecher sagte, dass der Verband eine gemeinsame Position erarbeiten wolle, wie er sich gegen Blatters Wiederwahl stellt.
ZitatAlles anzeigenBlatters gefährlicher Ego-Trip
Alle Strategien des Fifa-Präsidenten dienen derzeit der eigenen Machterhaltung. Die Europäer brechen mit dem Patriarchen und üben heftige Kritik.
Wenn sich Joseph Blatter derzeit bewegt, dann nur mit einer Handvoll Bodyguards. Sie bewachen den Patriarchen auch im Foyer seiner Hotelburg in São Paulo, in der sich eigentlich nur Blatters große Fußballfamilie einquartiert hat. Das ist jedes Mal ein Spektakel, wenn die starken Männer in den schwarzen Anzügen mit ihrem Schützling in ihrer Mitte durch die Halle schreiten. Viel abgehobener könnte sich der Präsident des Internationalen Fußball-Verbandes (Fifa) kaum noch präsentieren.
Blatters Fußballwelt befindet sich im Schwebezustand – und dreht sich dabei bedenklich schnell. Enthüllungen in der Qatar-Frage, der erwartete Bürgerprotest im WM-Land und die nun hochkochende Auseinandersetzung um seine angestrebte Wiederwahl zum Fifa-Präsidenten bringen den Weltverband an den Rand der Belastbarkeit. Bei einer Sitzung der Vertreter des Europäischen Fußball-Verbandes (Uefa) in São Paulo vor dem Start des Fifa-Kongresses am Dienstag kam es offenbar zum Bruch mit den Europäern.
Führende Funktionäre sollen Blatter zum Verzicht auf eine weitere Amtszeit aufgefordert haben. Die Präsidentschaftswahl ist im nächsten Jahr. Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Wolfgang Niersbach sprach von einer „sehr kühlen“ Atmosphäre. „Wir waren klar von einem Stabwechsel 2015 ausgegangen“, sagte er. Der niederländische Fußballpräsident Michael van Praag machte Blatter für das schlechte Image der Fifa verantwortlich, das die Menschen derzeit mit „Korruption und Bestechung“ verbinden würden. Der Engländer Greg Dyke kritisierte den Fifa-Chef für dessen Rassismus-Vorwurf gegen die englischen Medien, die derzeit immer neue Enthüllungen zur qatarischen WM-Bewerbung veröffentlichen.
Das hat etwas von DDR-Volkskammer
Seine übliche Rede zur Eröffnung einer WM hat Blatter für diesen Donnerstag zurückgezogen. Es gab die Befürchtung, dass ihn die Zuschauer in São Paulo niederschreien würden. Was aus seiner persönlichen Sicht vielleicht nachvollziehbar erscheint, ist für die Kommunikation der Fifa ein Desaster. Krisen-PR gehört in die Hände des Chefs und sollte aktiv betrieben werden. Blatter aber verflüchtigt sich.
Seine persönliche Agenda sieht dagegen vor, dass ihn unabhängig vom Widerspruch der Europäer (sie verfügen nur über 54 von insgesamt 209 Stimmen) einige Vertreter anderer Fußballverbände aus der Welt beim Kongress auffordern sollen, sich doch zum fünften Mal als Fifa-Präsident aufstellen zu lassen. Diesem Ansinnen könnte er sich ja kaum verweigern. Das hat etwas von DDR-Volkskammer. Blatter hat hinter den Kulissen schon längst verbreitet, dass nur er die Zukunft des Weltverbandes sichern könne und es derzeit keinen legitimen Nachfolger gebe.
Alle seine Strategien sind nur auf ihn selbst gerichtet. Auch der Reformprozess bei der Fifa, so richtig und gut der Weg ist und so anerkennenswert die neue Governance-Struktur erscheinen mag – all das soll Blatter eigentlich nur helfen, seine Macht abzusichern. Für einen milliardenschweren Fußballkonzern, der mit einem höchst begehrten Produkt handelt, seine Perspektiven seriös abwägen müsste und eine soziale Verantwortung hat, ist dieser Egotrip ein gefährliches Spiel.
Blatter hat früh erkannt, dass ihm bei seiner Machterhaltung auch eine starke Position gegen Fußball-Europa nicht schaden sollte. Schließlich hat jeder Nationalverband auf der Welt bei Abstimmungen wie einer Präsidentenwahl eine wertvolle Stimme zu vergeben. Eine billige Masche, meinen Widersacher. Übernommen hat Blatter diesen anti-europäischen Kurs von seinem Vorgänger Joao Havelange, der ihn nach der WM in Deutschland 1975 zur Fifa geholt hatte und dem Blatter auf verschiedenen Positionen diente, zum Schluss als Generalsekretär. Der inzwischen 98 Jahre alte Fußball-Pate kämpft derzeit in Rio de Janeiro mit gesundheitlichen Problemen.
Was weiß Fifa-Präsident Blatter?
Blatters Fifa-Wahlen waren ebenso oft von Gerüchten über dubiose Machenschaften begleitet. Als er 1998 den Schweden Lennart Johansson in Paris überraschend ausstach, sollen zuvor verdächtige Briefumschläge an Funktionäre verteilt worden sein. Beweise, dass Schmiergeld geflossen ist, gibt es bisher aber keine. Später half ihm der Qatarer Mohamed Bin Hammam als Stimmenbeschaffer, bis sich die beiden schließlich bekämpften. Vor seiner Wiederwahl 2011 ließ Blatter an alle Nationalverbände Sonderboni in sechsstelliger Höhe ausschütten. Das Wahlvolk dankte es ihm. Und Bin Hammam wurde von der Fifa-Ethikkommission später lebenslang gesperrt. Die neuesten Enthüllungen legen den Verdacht nahe, dass der Qatarer Drahtzieher eines Bestechungsskandals rund um die WM-Vergabe an das Emirat sein könnte.
Aber was weiß Blatter? Er war selbst schon oft an obskuren Machtspielen und Schlammschlachten beteiligt und ist inzwischen zum Gefangenen seines Taktierens geworden. Sein Führungsstil als Vorstandschef einer globalen Organisation findet nahezu faktenfrei, ohne konkrete strategische Zielsetzung statt. Die neue Ethikkommission konnte ihm bisher keine Verfehlungen nach dem Ethik-Kodex der Fifa nachweisen, schon gar keine strafrechtlich relevanten Handlungen. Der Vorsitzende der neuen Fifa-Spruchkammer, der deutsche Richter Hans-Joachim Eckert, merkte nach Blatters Entlastung im Bestechungsfall um den Rechtevermarkter ISL aber allgemein an: „Bei Restzweifeln spreche ich lieber jemanden frei, als dass ich ihn verurteile.“
Um seine Chancen auf die fünfte Präsidentschaftsperiode zu verbessern, treibt Blatter die Konfrontation mit Europa voran. In einem Interview mit einer französischen Zeitung hob er hervor, dass er mit der Fifa das Geld von den Reichen nehme und den Armen gebe. Anders als der europäische Fußballpräsident Michel Platini, der das Geld der Reichen wieder an die Reichen verteile. Mit Platini führt Blatter einen Kleinkrieg. Die Verwicklungen des Franzosen in die Wahl Qatars zum WM-Ausrichter nutzt der Schweizer zur Beschädigung seines Widersachers und möglichen Präsidentschaftsgegners aus. Bisher hat Platini, der sich offen zu seiner WM-Stimme für Qatar bekennt, noch kein Signal gegeben, ob er gegen Blatter antreten wird. Nur der ehemalige Blatter-Berater Jérome Champagne, ein früherer französischer Diplomat, hat seine Kandidatur angekündigt. Im kommenden Januar müssen sich Kandidaten spätestens eintragen.
Blatter und Platini verweilen dagegen in den alten Grabenkämpfen. Dabei hat der Schweizer den Vorteil, dass die fragwürdige WM-Vergabe an Qatar auch ein Problem der Europäer ist. Denn mindestens vier Fußballvertreter von diesem Kontinent müssen im Dezember 2010 im Fifa-Vorstand für das Emirat gestimmt haben. Einer von ihnen war Platini. Spekuliert wird inzwischen auch über Franz Beckenbauer, der zu dieser Zeit in der Fifa-Regierung Sitz und Stimme hatte. Der will dazu aber nichts sagen.
Fifa-Funktionäre als „Kolonialherren“
Eine überlegene Taktik gegen Blatter fehlt Platini und den europäischen Verbänden. Sie haben sich darauf verlagert, den Reformprozess bei der Fifa zu torpedieren, um am Ende Blatter in der Öffentlichkeit schlecht aussehen zu lassen. So stellen sich bislang die Uefa-Verbände auch gegen eine Amtszeitbegrenzung für den ganzen Fifa-Vorstand, weil davon auch ihre entsandten Mitglieder betroffen wären. Reformexperten betrachten diese Maßnahme allerdings als essentiell, um die Bildung korrupter Seilschaften zu verhindern. Das deutsche Fifa-Vorstandsmitglied Theo Zwanziger stellte in einer informellen Runde am Montag in São Paulo nochmals heraus, wie wichtig die Begrenzung sei. Sein Entwurf für den Kongress sieht drei Mal vier Jahre für den Fifa-Vorstand inklusive Präsidenten vor. Wenn das Plenum an diesem Mittwoch mit einfacher Mehrheit dafür stimmen sollte, wird in einem Jahr über eine Satzungsänderung entschieden.
Während Blatter den Kongress eröffnete, trafen sich in São Paulo auch führende Köpfe der brasilianischen Protestbewegung. Sie trugen nochmals ihre Kritik vor und bezeichneten die Fifa-Funktionäre als „Kolonialherren“. Die Demonstrationen sollen weitergehen. Und bei manch einem Blatter-Gegner gibt es derzeit die kleine Hoffnung, dass das Fifa-Oberhaupt doch noch stürzen könnte, wenn nämlich die WM in Brasilien aus dem Ruder laufen sollte. Es ist eine zynische Hoffnung.
ZitatAlles anzeigenFifa-Kongress Ligapräsident Rauball: Blatter muss den Weg frei machen
Genug ist genug: Europas Fußballfunktionäre wollen nicht, dass Fifa-Präsident Joseph Blatter 2015 noch einmal antritt. Hinter den Kulissen kracht es. Ein Deutscher wird besonders deutlich.
Die Front europäischer Fußballfunktionäre, die sich für eine Ablösung Joseph Blatters als Präsident des Internationalen Fußball-Verbandes (Fifa) einsetzen, wird immer massiver. Nun hat auch der deutsche Ligapräsident Reinhard Rauball nachgelegt. „Joseph Blatter ist nun mal die Figur, welche die Fifa bisher optisch alleine vertreten hat. Da ist es nicht verwunderlich, dass ihn jetzt die geballte Kritik trifft“, sagte Rauball FAZ.NET am Dienstagabend nach der Eröffnung des Fifa-Kongresses in Sao Paulo. „Es gibt bei der Fifa zwar eine Reihe von Reformen, die nach innen wirken. Diese Veränderungen haben aber nicht den Bereich erreicht, der für die Öffentlichkeit von Belang ist.“ Mit anderen Worten heißt das: Blatter muss den Weg frei machen, damit der Fifa ein echter Neubeginn gelingt.
Der seit 1998 amtierende Präsident hatte beim Festakt des Kongresses, an dem zwei Tage lang alle 209 Mitgliedsverbände der Fifa teilnehmen, den Krach hinter den Kulissen nicht angesprochen. Er machte nur Andeutungen zu „Diskussionen“ und „Problemen“, über die aber nicht jetzt, sondern später gesprochen werden sollte.
Blatter liegt 40 Jahre daneben
Der 78 Jahre alte Blatter ließ bei der Eröffnung der Verbandstages zwar hier und da wieder seinen altbekannten Charme spielen, aber wirkte auch zeitweise fahrig. So sagte er in seinem Vortrag, dass das WM-Turnier nun wieder nach 1990 zu den Brasilianern zurückkehren würde. Er lag 40 Jahre daneben: Zuletzt fand 1950 eine WM-Endrunde in Brasilien statt.
Der nicht anwesenden Staatspräsidentin Dilma Rousseff versprach Blatter für die nächsten Wochen die „großartigste Show der Welt“. Zugleich bemühte der umstrittene Schweizer das alte Sportfunktionärsvokabular und spielte dabei auf die Proteste auf den Straßen an. „Wir hegen alle den Wunsch, dass die Auseinandersetzungen während der WM und dann auch für immer unterbrochen werden. Dann könnte der Fußball zeigen, dass er Brücken bauen kann“, sagte Blatter. Ob er wohl selbst daran glaubt?
Abfuhr von den Europäern
Vor Kongressbeginn hatte sich der Fifa-Chef bei Gesprächen mit den Vertretern des Europäischen Fußball-Verbandes (Uefa) eine Abfuhr geholt. Sie traten ihm offen entgegen und forderten ihn auf, bei der Präsidentenwahl im nächsten Mai nicht noch einmal anzutreten. Es wäre seine fünfte Amtsperiode. Der niederländische Verbandschef Michael van Praag fand besonders deutliche Worte. „Das ist nicht persönlich, aber wenn man den Ruf der Fifa in den letzten sieben Jahren sieht, verbinden die Menschen die Fifa mit Korruption und Bestechung. Die Fifa hat einen exekutiven Präsidenten und das bedeutet, dass dieser verantwortlich ist“, sagte van Praag.
Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Wolfgang Niersbach, wies darauf hin, dass Blatter schon 2011 versprochen hätte, dass dies seine letzte Amtsperiode sein wird. „Wir waren klar von einem Stabwechsel 2015 ausgegangen“, sagte Niersbach. Auch sein englischer Kollege Greg Dyke rügte Blatter vor den anderen europäischen Delegierten für dessen Rassismus-Vorwurf gegen britische Medien im Zuge der Diskussion um die korruptionsverdächtige Qatar-WM 2022.
Wer soll Blatter ablösen?
Der frühere Uefa-Präsident Lennart Johansson, der gegen Blatter bei der Fifa-Wahl 1998 verloren hatte, sprach sich für eine Kandidatur von Michel Platini aus. Doch der Uefa-Chef hält sich bislang bedeckt. Einziger Funktionär, der sein Interesse für die Kandidatur bisher angekündigt hat, ist der ehemalige stellvertretende Fifa-Generalsekretär Jerome Champagne, ein früherer französischer Diplomat. Er setzt sich für eine Erneuerung der Fifa ein und hat dafür einen umfangreichen Katalog entwickelt.
Ligapräsident Rauball ist derweil nicht sicher, ob die Konfrontation nachhaltigen Erfolg bringen wird und Blatter wirklich auf der Kippe steht. So verfügen die Uefa-Vertreter auch nur über 54 von 209 Voten. „Das ist die Stimmung bei den Europäern. Ob das durchgängig ist, kann ich nicht beurteilen. Ich glaube aber nicht“, sagte Rauball. Er hatte Blatter schon 2012 in einem persönlichen Telefonat zum Rücktritt aufgefordert. Dieser will nun aber beim Kongress an diesem Mittwoch seine Kandidatur für 2015 ankündigen.
ZitatAlles anzeigenFifa-Kongress in São Paulo Blatter: So etwas Respektloses habe ich noch nie erlebt
Die Ankündigung Joseph Blatters, bei der Wahl zum Präsidenten des Internationalen Fußball-Verbandes nochmal anzutreten, war offenbar nur das Vorspiel. Danach geht er auf Europas Fußballvertreter los.
Nach seiner Ankündigung, dass er im Mai 2015 bei der Wahl zum Präsidenten des Internationalen Fußball-Verbandes (Fifa) nochmal antreten will, ist Joseph Blatter auf die europäischen Fußballvertreter losgegangen. „So etwas Respektloses wie bei dem Uefa-Meeting habe ich noch nie erlebt. Noch nie in meinem Leben“, sagte Blatter nach dem Fifa-Kongress São Paulo. Er bezog sich dabei auf eine in den Tagen zuvor stattgefundene Gesprächsrunde mit den Mitgliedsverbänden der Europäischen Fußball-Union (Uefa), in der ihm von einigen Vertreter mitgeteilt worden war, dass Fußball-Europa ihn nicht mehr unterstützen wird bei der Kandidatur für eine fünfte Amtsperiode. So kam es in São Paulo endgültig zum Bruch.
Blatter hatte am Mittwoch zum Ende des Kongresses den Delegierten auf seine spezielle Art mitgeteilt, dass er wieder zur Verfügung steht. „Mein Mandat endet nächstes Jahr, aber meine Mission ist noch nicht zu Ende. Zusammen werden wir die neue Fifa bauen. Wir haben die Basis und die finanziellen Mittel dafür“, sagte der Schweizer Fußball-Patriarch, der auf die achtzig Jahre zugeht. „Meine Mission ist noch nicht beendet, das sage ich Ihnen.“ Und er fügte an: „Ich bin bereit, euch zu begleiten in den nächsten Jahren. Aber das ist eure Entscheidung.“ Ein Teil des Saales applaudierte. Blatter führt den skandalumwitterten Weltverband seit 1998.
Viele europäische Fußballverbände wollen ihn aber nicht mehr als Präsidenten haben, auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) nicht. So wird es in elf Monaten wohl zur Kampfabstimmung kommen. Wer für Fußball-Europa antritt, ist nicht klar. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach brachte abermals den europäischen Fußballchef Michel Platini ins Spiel. Vor Blatter hatte im Januar schon der ehemalige stellvertretende Fifa-Generalsekretär Jerome Champagne seine Kandidatur angekündigt. „Ich freue mich auf die nächsten Monate bis zum Mai. Wir brauchen jetzt eine echte Debatte um die Zukunft der Fifa“, teilte Champagne mit. Er ist ein ehemaliger französischer Diplomat. Auch er war in São Paulo, aber erhielt von der Fifa keinen Zugang zum Kongress. Aus den anderen fünf Konföderationen erhielt Blatter mehr Unterstützung für seine Pläne als von den opponierenden Europäern. Die Stimmen dieser Verbände würden ihm für einen Wahlsieg reichen.
200 Millionen Dollar Sonderboni für Verbände
Vor seinem späten Weckruf zum Ausklang der langatmigen Veranstaltung verwies Blatter auf die hervorragende Finanzsituation der Fifa. Aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung erhielt jeder Verband für das Jahr 2013 einen Extra-Bonus von 250.000 Dollar; und für 2014, noch vor dem nächsten Wahlkongress, kommen weitere 500.000 Dollar obendrauf. „Das ist doch nicht schlecht, oder?“, betonte der 78-Jährige. Auch die sechs Konföderationen erhalten Ausschüttungen von je sieben Millionen Dollar. Insgesamt gibt die Fifa 200 Millionen Dollar an Sonderboni aus.
Die Geldgeschenke werden zu Blatters Schaden nicht sein.
Unter ging am Ende seiner Show die Niederlage des deutschen Fifa-Vorstandsmitglieds Theo Zwanziger und der anderen Governance-Befürworter im Weltverband. Denn der letzte größere Reformschritt des Verbandes fällt aus: Der Kongress lehnte die Vorbereitung eines Satzungsänderungsantrags zur Amtszeitbegrenzung ab. „Das ist für mich kein Drama. Wenn die Leute jemanden wählen wollen, der 30 Jahre im Amt ist, dann ist das ja ihre Sache“, sagte Zwanziger fast etwas desillusioniert. Er wird im nächsten Jahr wie geplant aus dem Fifa-Vorstand ausscheiden.
Zwanziger scheitert
Zwanziger legte sich in seiner Rede mächtig ins Zeug und warb für eine Zustimmung. Er hatte vorgeschlagen, die Amtszeit für alle Mitglieder im Fifa-Vorstand inklusive des Präsidenten auf drei Mal vier Jahre zu begrenzen. Compliance-Experten sehen darin ein wichtiges Instrument gegen die Bildung korrupter Seilschaften. Doch nun bleibt alles wie bisher. Auch die Altersbegrenzung für die Funktionäre wurde abgelehnt. „Wir haben als DFB bei den Fragen Amtszeit- und Altersbegrenzung klar dafür gestimmt“, sagte DFB-Präsident Niersbach anschließend. Die Deutschen gehörten damit zur Minderheit im Auditorium.
Derweil wird Fifa-Chefermittler Michael Garcia seine Untersuchung zur korruptionsverdächtigen WM-Vergabe an Qatar offenbar doch noch nicht schließen. Er erwartet neue Erkenntnisse. Das sagte der ehemalige amerikanische Staatsanwalt in seiner Rede vor dem Kongress. Es geht wohl um die Dokumente, die der englischen Zeitung „Sunday Times“ zugespielt wurden.
Darin tauchte der inzwischen von der Fifa lebenslang gesperrte ehemalige Fifa-Vizepräsident Mohamed Bin Hammam aus Qatar auf, aber auch der Name des deutschen Weltmeisters Franz Beckenbauer, der Geschäftskontakte in das Emirat besaß. „Das meiste Material stand uns zur Verfügung. Es wurde und wird untersucht. Wir haben die Quelle kontaktiert und sind zuversichtlich, vollständigen Zugang zum kompletten Datensatz zu bekommen“, sagte Garcia.
Die britische Zeitung hatte zuletzt mit Enthüllungen über angebliche Bestechung von Fifa-Funktionären durch den Katarer Mohamed bin Hammam für Aufsehen gesorgt. Aussagen über konkrete Ermittlungsergebnisse oder Verdachtsmomente gegen Fifa-Funktionäre machte Garcia wie erwartet nicht. Aus Kreisen der „Sunday Times“ war am Mittwoch unter Berufung auf Informationen aus dem Umfeld Garcias zu hören, dass angeblich alle WM-Bewerber für 2018 und 2022 die Ethik-Regeln in kleinerem oder größerem Ausmaß gebrochen hätten. Garcia hatte den Bericht am Montag abschließen wollen, sprach aber nun davon, dass es noch weitere Informationen geben könnte.