EM-Geschichte: 1972 – Deutschland wird erstmals Europameister
1960 und 1964 nicht teilgenommen, 1968 in der Qualifikation ausgeschieden... das war bis 1970 die wenig berauschende Bilanz der deutschen Nationalmannschaft bei Fußball-Europameisterschaften. Doch bereits mit der ersten Teilnahme an einer EM-Endrunde konnte Deutschland die eigene EM-Bilanz aufpolieren: Die Mannschaft um die kommenden Fußball-Größen Maier, Beckenbauer, Schwarzenbeck, Breitner, Hoeneß und Müller sicherte sich 1972 den Europameisterschaftstitel.
Auf dem Weg zur Europameisterschaft musste sich das deutsche Team zunächst in der Qualifikationsgruppe 8 gegen die Nationalmannschaften aus Polen, aus der Türkei und aus Albanien durchsetzen. Mit 4 Siegen und 2 Unentschieden schaffte die Mannschaft von Bundestrainer Helmut Schön souverän die Gruppenphase der Qualifikation. Ehe die deutsche Mannschaft dann an der EM-Endrunde teilnehmen dürfte, musste im vorgelagerten Viertelfinale ein schwerer Brocken aus dem Weg geräumt werden: In Hin- und Rückspiel musste sich das deutsche Team gegen den WM-Finalgegner von 1966 - England - beweisen. Die deutsche Mannschaft gewann das Hinspiel in England am 29.04.1972 mit 3:1, so dass der deutschen Elf am 13.05.1972 im Rückspiel ein 0:0 auf deutschem Boden für die Qualifikation zur EM-Endrunde reichte.
Die EM-Endrunde 1972 fand mit den Nationalmannschaften der ehemaligen Sowjetunion, der Ungarn, der Belgier und der Bundesrepublik Deutschland vom 14.-18.06.1972 in Belgien statt.
Das erste Halbfinale der EM bestritten die Mannschaft der ehemaligen Sowjetunion, die sich bis dato für alle EM-Endrunden qualifizieren konnte, und das Team der Ungarn am 14.06.1972 in Brüssel. Vor 16.590 Zuschauern gewann die Sowjetunion durch einen Treffer von Anatoli Konkow (53.) mit 1:0. Mit einem gehaltenen Elfmeter in der 83. Minute hatte der sowjetische Torwart Rudakow einen erheblichen Anteil am Finaleinzug seiner Mannschaft.
Die deutsche Nationalmannschaft bestritt ihr Halbfinale ebenfalls am 14.06.1972 vor 55.600 Zuschauern in Antwerpen gegen den EM-Gastgeber Belgien. „Der Bomber der Nation“ Gerd Müller erzielte in diesem Spiel die 1:0- und 2:0-Führungstreffer (24., 71.) für das deutsche Team. Den Belgiern gelang in der 83. Minute nur noch der Anschlusstreffer zum 1:2 durch Odilon Polleunis.
Die unterlegenen Halbfinalisten Ungarn und Belgien bestritten am 17.06.1972 das Spiel um Platz 3. Vor heimischer Kulisse in Lüttich gewannen die Belgier dieses Spiel mit 2:1. Allerdings war die Zuschauerzahl von 6.184 gar nicht feierlich!
Es folgte am 18.06.1972 im Brüsseler Heysel-Stadion das EM-Finale zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der ehemaligen Sowjetunion. Bereits drei Wochen zuvor waren beide Mannschaften beim Eröffnungsspiel des Münchner Olympiastadions aufeinandergetroffen. Dieses Spiel gewann die deutsche Elf mit 4:1, weshalb sie im EM-Finale auch als Favorit ins Spiel ging. Vor 43.437 Zuschauern wurde die deutsche Nationalmannschaft ihrer Favoritenrolle gerecht und gewann durch zwei Tore von Gerd Müller (28., 57.) und einen Treffer von Herbert Wimmer (52.) mit 3:0.
Mit seinen beiden Toren erzielte Gerd Müller in seinem 41. Länderspiel die Länderspieltore Nr. 50 und 51! Gerd Müller erzielte im Rahmen der EM-Qualifikation (7) und der Endrunde (4) insgesamt 11 Tore und wurde damit Torschützenkönig der EM 1972.
Wichtiger als dieser Titel war ohne Frage der Mannschaftserfolg des Teams um Trainer Schön. Die deutsche Nationamannschaft von 1972 gilt bei vielen Experten bis heute als die spielstärkste deutsch Mannschaft in der Geschichte des DFB. Folgender Kader war dafür verantwortlich, dass Kapitän Franz Beckenbauer aus den Hände des UEFA-Präsidenten Gustav Wiederkehr den Henri-Delaunay-Pokal überreicht bekam:
Sepp Maier, Horst-Dieter Höttges, Franz Beckenbauer, Georg Schwarzenbeck, Paul Breitner, Uli Hoeneß, Günther Netzer, Herbert Wimmer, Jupp Heynckes, Gerd Müller, Erwin Kremers, Jürgen Grabowski, Michael Bella, Rainer Bonhof, Wolfgang Kleff, Sigfried Held, Hörst Köppel, Hannes Löhr und Berti Vogts.
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Anmerkung: Auch die Deutsche Demokratische Republik nahm an der Qualifikation zur EM 1972 teil, konnte jedoch in Gruppe 7 hinter Gruppensieger Jugoslawien und den Niederlanden nur Platz 3 belegen.
Soweit die kleine Geschichtsstunde zur EM 1972. Anregungen und Kritiken (sowohl positiv als auch negativ) bitte an mein Postfach auf dem CyBoard oder via E-Mail am wweherthaner@aol.com.