Ist halt die Frage wie da "Neutralität" definiert wird. Darf man selbst als Mitarbeiter im ÖRR Mitglied einer Partei sein? Wenn ja dürfte doch, rein rechtlich, eine Beziehung mit einem Mitglied erst recht nicht problematisch sein. Klar wird es das ganz sicher dann, wenn er sie selbst interviewen soll bzw. in diesem Fall allgemein schon wegen ihrer herausgehobenen Stellung und seiner neuen tätigkeit als Moderator. Wäre sie nun Hinterbänkler und er nur in der Redaktion tätig würde vermutlich kein Hahn danach krähen, auch wenn das, je nach Sichtweise, nicht mehr oder weniger problematisch wäre als es jetzt ist.
Wie gesagt, juristisch sehe ich das ganze auch als unproblematisch, bzw. nicht skandalös. Der Punkt ist letztlich eher einer der öffentlichen Wirkung. Dabei ist aus meiner Sicht zweitrangig, dass sie Mitglied der Grünen ist, da sie abseits der Mitgliedschaft meines Wissens nach für die Grünen nicht kandidiert und auch nicht in einer offiziellen Funktion auftritt, sie ist aber eine der bekanntesten politischen Aktivist*innen Deutschlands und als solche in einer herausgehobenen Stellung an der öffentlichen politischen Meinungsbildung beteiligt. Und das ist eben der Punkt, bei dem es in der öffentlichen Außenwirkung für ein ÖRR-Medium schwierig werden kann, einen Moderator einer politischen Diskussionssendung zu haben, der privat mit einer politisch sehr bekannten Aktivistin zusammen ist. Man will als ÖRR genau diese Interessenskonflikte eigentlich vermeiden.
Und ich gehe auch davon aus, dass Klamroth das klar gewesen sein muss, welche Wellen das schlagen kann, gerade weil es eben Wasser auf die Mühlen von bestimmten ÖRR-Kritikern ist und es daher bewusst verschwiegen hat. Seine Chancen, diese Sendung zu bekommen, hätte das wahrscheinlich nicht erhöht, wäre es zu dem Zeitpunkt den Entscheidern bekannt gewesen.