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Du bist Fan eines "Verliererklubs"? Wie ist das so?

  • Vor nicht allzu langer Zeit gab es ja die Frage, wie es so ist als Fan von großen Klubs wie Bayern. Nun kommt genau das Gegenteil. Ich fange direkt mal mit mir an. Ich bin seit 97 Cottbus Fan. Als ich als 12 jähriger Bub das DFB Pokal Finale zwischen Cottbus und Stuttgart gesehen habe war es um mich geschehen. Da war ein Verein aus meiner Nähe, der zwar verlor, aber trotzdem feierte. Ein Team, trainiert von einem Typ wie mein Opa. Ede Geyer, Trainer Legende. Ich beschäftigte mich mehr mit dem Verein und mein Vater ging auch ab und zu mit mir ins Stadion (ungerne, er hasst Fußball). Drei Jahre später das Wunder, Cottbus steigt auf in die Bundesliga. Im Kicker und auch in allen anderen Zeitungen war klar, die steigen sofort wieder ab. Der Rest ist natürlich Geschichte. Ich genoss die Zeit in der Bundesliga und auch das Ende von Geyer, auch wenn es mich hart traf, verstärkte nur meine Liebe zu diesem Verein. Dann der große Schock, wir zogen weg, aus dem Osten ins Siegerland. Weit weg von meinem Verein. In der Schule war ich der einzige mit Cottbus Trikot. Oft gab es die typischen "Ihr seid doch alle Nazis und arbeitslos" Sprüche. War mir egal, ich liebte den Verein noch mehr. Dann war plötzlich Siegen in Liga zwei, natürlich war ich im Stadion. Cottbus gewann und stieg am Ende auf. Man war das eine geile Zeit. Drei Jahre später der Abstieg und dann ging es immer weiter abwärts. Beim Abstieg in Liga 3 war ich am Ende, beim Abstieg in Liga 4 war ich betrunken und unter Tränen. Aber es muss ja weiter gehen. Ich wurde Mitglied und versuchte so oft es geht ins Stadion zu kommen. Dann endlich wieder der Aufstieg. Mittlerweile war ich verheiratet und meine Frau musste mit ins Stadion. Sie ist nun auch Fan. Dann der erneute Absturz, dann Corona, Trainer weg, fast Insolvenz. Hab während Corona dann trotzdem versucht dem Verein mit kleinen Spenden zu helfen dann kam noch eine Sonderzahlung für die Mitglieder dazu. Ins Stadion fahre ich nur noch selten, 6 Stunden Auto ist einfach zu lange. Trotzdem ist jede Saison ein neues Trikot Pflicht und im Urlaub geht es auch wieder nach Cottbus. Doch man fragt sich schon warum man das alles mitmacht. Doch am Ende liebe ich diesen Verein und werde es bis ans Ende. Ich träume zwar immer noch von Liga zwei, aber auch dritte Liga würde ich mich freuen. Bin ich neidisch auf andere Vereine? Oh ja, vor allem Freiburg und Union, die zeigen, dass man auch als kleiner Verein Erfolg haben kann. Aber auf der anderen Seite bin ich auch irgendwie stolz Cottbus Fan zu sein. Bayern Fan kann ja jeder sein :-D Auch wenn man immer öfter die Frage hört "Cottbus? Die gibt es noch? Warum ist man Fan von denen?"


    Wie ist das denn bei euch so? Seid ihr es leid immer zu verlieren oder gibt es sogar welche von euch die den Verein dann irgendwann den Rücken gekehrt haben.

  • A N Z E I G E
  • Ich gehöre zu der Spezies an Fans die ihren Club damals durch die 2. Liga auf Platz 18 haben stolpern sehen und in der CL große Feste anschauen durften. Ein Club der zwischendrin große Existenzängste hatte, der Holger Fach und Michael Frontzeck als Trainer hatte und zwischendurch von einer "Initiative" "übernommen" werden sollte, dessen Torwart von der Mafia der Zeh gebrochen wurde, aber auch einfach geile Kicker wie Juan Arango in seinen Reihen hatte. Was ich gelernt habe ist es demütig zu sein und nie zu vergessen wo man herkommt. was unsere Erfolge angeht und das Konstanz dafür ein wichtiger Punkt ist und Kurzschlusshandlungen zu nichts führen.


    Goro Majima die Sportfreunde kicken übrigens gerade im Kreispokal beim Nachbarverein. Gegen jeden anderen Gegner hätte ich mir das sogar heute angeschaut, aber denen will ich kein Geld geben.

  • Goro Majima sehr schöne Story, war echt toll das zu lesen. :)


    Rein von den aktuellen Anlässen her, ist der Thread nur bedingt richtig für mich aber da es in der Vergangenheit immer wieder deftige Niederlagen gab, nutze ich ihn trotzdem.

    Als kleiner Bub im Schwabenländle war der VfB natürlich der Verein. Ich habe Fußball damals nicht so ganz verstanden und als Kevin Kuranyi zum S04 wechselte, hat mich das erstmal verwirrt. ^^

    Durch jemanden aus meiner Familie erfuhr ich dann, dass Spieler nicht für immer bei einem Verein bleiben (was für eine märchenhafte Vorstellung, nicht wahr?) und verkauft werden / wechseln.

    Kuranyi war nie wirklich mein Held aber jemand, den ich immer mochte. Durch ihn wurde ich dann auf den S04 aufmerksam und nach dem ersten Spiel war es um mich geschehen. Das Stadion sah im TV unglaublich toll aus und der Kader hatte so unfassbar viele Charaktere, die mir sofort positiv aufgefallen sind (Frank Rost, Gerald Asamoah, Ebbe Sand...). Dazu war ich riesiger Fan der Süd-Amerikaner, vor allem von Lincoln und Bordon.

    Ich war also großer Schalke Fan und mein Zimmer hing voll mit Postern, meinem "You'll never walk alone" Schal und meinem Trikot aus'm Tschechien-Markt ^^


    Meine Schulkameraden haben mir natürlich permanent einen Spruch reingedrückt, allem voran weil man seit Ewigkeiten nicht Deutscher Meister war und es immer sehr wechselhaft beim Verein zuging. Aber genau das machte den Verein für mich so toll. Dieses belächelt werden, der Underdog sein dem man nichts zutraut, diese loyale Fanbase gegen den Rest, die Geschichte des Vereins...das alles war ein wichtiger Teil meiner Entwicklung und hat mir oft durch schwierigere Zeiten geholfen.

    Und das ist es auch, was mich durch sämtliche Niederlagen gebracht hat.

    Die verpasste Meisterschaft, die nach Stuttgart ging (welch eine Ironie), verlorene Derbys, peinliche Niederlagen, der Abstieg in die zweite Liga, die permanenten Geldprobleme, der schlechte Ruf mancher S04-Fans...all das hört / sieht / spürt man natürlich. Und es macht keine Freude. Aber man weiss, wieso man den Verein so liebt und man weiss, dass diese Loyalität größer ist, als jede Niederlage.

    Und mit jeder Krise denkt man sich "jetzt erst recht" und man supportet den Verein mit noch mehr Freude.


    Um die Ausgangsfrage zu beantworten: es ist nicht immer leicht und man kassiert einige Tiefen. Aber die positiven Erinnerungen überwiegen alles negative und lassen die Hoffnung auf Erfolg nie sterben.

  • Goro Majima

    Hat den Titel des Themas von „Du bist Fan eines "Verliererklub"? Wie ist das so?“ zu „Du bist Fan eines "Verliererklubs"? Wie ist das so?“ geändert.
  • Logan Bailly. Kurzzeitig mal ein richtig guter Torwart aber wohl total in Spielschulden etc. verfallen


    Da steht es etwas ausführlicher


    https://www.spox.com/de/sport/…dungssucht-mafia-ftr.html

    Danke für den link.


    Bailly fand ich damals richtig gut, aber dann hatte er leider eine Phase, in der gar nichts mehr ging. Ich kann mich unter anderem an einfache Patzer erinnern, bei denen er einfach den Ball hat fallen lassen. Tragische Geschichte...

  • A N Z E I G E
  • Danke für den link.


    Bailly fand ich damals richtig gut, aber dann hatte er leider eine Phase, in der gar nichts mehr ging. Ich kann mich unter anderem an einfache Patzer erinnern, bei denen er einfach den Ball hat fallen lassen. Tragische Geschichte...

    Japp, zu Beginn war Bailly richtig gut, aber dann ging es steil bergab.


    Aber nicht der einzige kuriose Torhüter den wir in dieser Zeit hatten. Darius Kampa hat sich im Trainingslager unter Dick Advocaat wohl so besoffen, dass er in die Hotellobby gekotzt hat. Dann ist er in ein benachbartes Hotel gegangen, hat dort mit einem Zeugwart seines Ex-Clubs Nürnberg gepulvert und in der Lobby Peter Neururer getroffen, der mit Bochum im selben benachbarten Hotel der Gladbacher war. Dem soll er dann - natürlich mittlerweile wohl stockbetrunken - folgendes gesagt bzw gefragt haben: "Du bist überhaupt der beste Trainer. Aber einen besoffenen Torwart kannst du wohl auch nicht gebrauchen?".


    Edit: Wobei sich die Berichte bei den zeitlichen Abläufe nicht einig sind. Manchmal heißt es er habe erst gebrochen und sei dann ins benachbarte Hotel, in anderen Berichten, dass er im benachbarten Hotel gebrochen hätte, nachdem er mit dem Zeugwart (nach einem Disco-Ausflug) in der Lobby gewesen und Neururer zugetextet hätte.

  • So, hab ja angedroht dass ich noch was schreibe. Für eine Verlierermannschaft sind wir sogar noch einigermaßen erfolgreich.


    Mal Meisterschaften in den 30ern des letzten Jahrhunderts, in den 70ern ne Vizemeisterschaft, Halbfinale UEFA Cup, Pokalfinale und CL sowie EL Gruppenphase.


    Warum also Verlierer? Nun, die wichtigsten Spiele der Vereinsgeschichte hat man oft verloren, die Meisterschaftschance unter Favre hat man weggeschmissen. Ähnlich wie der HSV lässt Hertha keine Chance aus, seine Fans zu beschämen und auch andersherum. Wenn man sich irgendwo gerettet sieht, verliert man Spiele die man ohne Druck gewonnen hätte.


    Spiele bei denen es um was geht, sind die, in denen Hertha meist due schlechteste Leistung abruft.


    Highlights wie ein 2:1 oder 3:2 zuhause gegen Dortmund oder mal ein 6:1 gegen Frankfurt sind eher die Ausnahme als die Regel, und siegt man mal 2:0 gegen Bayern, ist die nächste Blamage nicht weit weg.


    Als Fan von Werder, dem HSV, Schalke oder Hertha muss man leidensfähig sein und ein dickes Fell haben.


    Und trotzdem steht man zum Klub, auch wenn man von diesem verarscht wird, und geht dann doch wieder zum ersten Zweitligaspiel, weil man nicht von ihm loskommt.

  • Tjoa, wie ist das Fan von Hertha BSC zu sein...


    Sagen wir es mal so, ich habe seit 1995 (seitdem bin ich Fan) sehr viel über mich gelernt. Hauptsächlich dass ich anscheinend sehr leidensfähig und masochistisch bin. 😅

    Spaß beiseite, es ist manchmal echt maximal frustrierend. Eine stete Achterbahn an Emotionen. Als Hertha damals den Aufstieg in die Bundesliga schaffte, der Einzug in die Champignons League, die Einzüge in die Europa League, der Einstieg von KKR der uns rettete und dann der Einstieg von Lars Windhorst und seiner 247 Millionen großen Finanzspritze.


    Und dann die Abstiege, die absolute Inkompetenz die eigenen Talente einzubauen und sie zu gestandenen BuLi Spielern zu machen trotz all dem Talent (laut Insidern steht ja im Sommer ein richtiger Exodus bevor...), die absolute Inkompetenz den Kader SINNVOLL

    zu verstärken auf Positionen wo wirklich der Schuh drückt. Ich dachte immer Preetz wäre zu blöd dazu, aber anscheinend Bobic auch, die Farce mit Gegenbauer und dass dieser Mann immer noch das Sagen hat (hoffentlich hat das am 29.05 ein Ende)...


    Ich war eine zeitlang wirklich in einem L.M.A.A. Modus was Hertha angeht. Es war mir wirklich scheißegal was dieser Verein macht und wie sie spielen. Will ich dass sie Absteigen? Irgendwo ja, irgendwo nein...


    Ich liebe diesen Verein und ich will dass er dauerhaft erfolgreich und international vertreten ist, dass Talente hierher kommen wollen um zu Profis zu werden, dass wir endlich mal Nationalspieler DAUERHAFT zur Mannschaft schicken...


    Ich habe fertig...

  • Was ich auf jeden Fall nach vielen Niederlage lagen immer mal wieder habe, dass ich mir vornehme das alles nicht mehr ernst zu nehmen und erstmal keine Spiele mehr zu sehen. Am nächsten Wochenende guck ich mir das Spiel dann trotzdem an und rege mich wieder auf :lol:


    Nach dem Abstiegen ist es aber auch immer gleich, erste Tage bin ich traurig und sobald die ersten Transfers kommen steigt die Freude. Und am Ende hoffe ich immer noch, dass wir dann doch irgendwann wieder aufsteigen. Kommende Saison aber versuche ich aber einfach mal nicht zu viel zu erwarten und einfach von Spiel zu Spiel zu denken.

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