Am Montag, den 15. September 2003, hatte MOONSAULT.de die Möglichkeit, ein Gespräch mit WWE-Superstar Edge zu führen. Im Anschluss an die Pressekonferenz setzten sich die MOONSAULT.de-Mitarbeiter Matthias "Coach" Kamlage, Ingo "Schock" Vollenberg und Soulfly mit dem symphatischen Kanadier im Backstage-Restaurant der Kölnarena zusammen. Wir wünschen euch viel Spaß beim Interview mit Edge!
MOONSAULT.de: Hi Edge! Wie wir gerade erfahren haben, bist du gestern aufgrund der Bombendrohung am Düsseldorfer Flughafen nach Frankfurt umgeleitet worden. Wir hoffen deine ersten Eindrücke von Deutschland sind trotzdem positiv.
Edge: Also, ich bin gestern morgen um 9 Uhr in Toronto losgeflogen und war insgesamt 32 Stunden auf den Beinen. Bislang konnte ich noch nicht viel von Deutschland sehen, weil ich erstmal etwas Schlaf nachholen musste. Außerdem vermisse ich noch meine Koffer. Ich hoffe aber, dass die im Laufe des heutigen Tages hier eintrudeln.
MOONSAULT.de: Hat dich im Flugzeug jemand angesprochen, der dich erkannt hat?
Edge: Auf diesem Flug war es keiner, aber ich werde oft erkannt. Ich habe auch schon öfter mit Berühmtheiten im Flugzeug gesessen, die mich angesprochen haben. Nicht selten sind es auch "gebildetere" Menschen, die mir sagen, dass sie unser Produkt gut finden. Aber der Großteil unserer Fans liegt immer noch in der Arbeiterschicht.
MOONSAULT.de: Das wichtigste ist natürlich erstmal, wie es um deinen aktuellen Gesundheitszustand bestellt ist. Wann können wir dich zurück im Ring erwarten?
Edge: Ich habe die Operation gut überstanden und mache im Moment spezielles Training, um meine Rücken- und Nackenmuskulatur zu stärken. Danach muss ich sehen, dass mein Körper wieder in Ringform kommt, was nochmal deutlich schwerer werden wird. Ich werde in ungefähr sechs Monaten wieder aktiv im Ring stehen.
MOONSAULT.de: Wie lange planst du noch zu wrestlen und was möchtest du danach machen?
Edge: Ich möchte noch fünf Jahre wrestlen. Länger glaube ich nicht. Vor meiner Wrestling-Zeit habe ich Radio-Broadcasting auf dem College als Fach belegt. Vielleicht mache ich etwas in diese Richtung. Aber erstmal möchte ich im direkten Anschluss an meine Karriere gar nichts machen, relaxen und viel reisen. Wenn ich dann Langeweile habe, kann ich immer noch weitersehen.
MOONSAULT.de: Erkennst du einen Unterschied zwischen europäischen und amerikanischen Wrestlingfans?
Edge: Auf jeden Fall! Sie chanten sehr unterschiedlich, was in Europa vom Einfluss durch den Fussball kommen könnte. Außerdem reagieren sie ganz anders auf das, was im Ring geschieht. Während die Leute in Finnland schon bei einem Armdrag enorm gejubelt haben, können sich die Amerikaner dafür nicht begeistern.
MOONSAULT.de: Was hälst du vom Roster Split? Vermisst du es nicht, bei RAW aufzutreten?
Edge: Ehrlich gesagt nicht. Zwei zweistündige Shows pro Woche waren einfach zu viel. So wie es momentan geregelt ist, ist es schon ziemlich ideal. Mit vier Segmenten bei RAW und fünf bei SmackDown! wurden Charaktere wie Stone Cold Steve Austin überstrapaziert und die Fans waren übersättigt. Viele junge Leute haben durch den Split Chancen bekommen, die sie ansonsten nicht bekommen hätten. Ich rede von Talenten wie John Cena, Charlie Haas oder Shelton Benjamin, die im Endeffekt die WWE bereichert haben. Außerdem hat man mit einer Show pro Woche viel bessere Möglichkeiten, Fehden über einen längeren Zeitraum aufzubauen. Damals gab es zwar noch sehr lange Fehden, wie zum Beispiel zwischen Randy Savage und Ricky Steamboat, aber schaut euch doch mal die Main Events der damaligen Zeit oder auch von 1998/1999 an. Ich denke, dass wir heutzutage viel besseres Wrestling bieten.
MOONSAULT.de: Wen erwartest du nächstes Jahr im WrestleMania Main-Event?
Edge: Ich habe noch gar keine Vorstellung davon. Im Moment gibt es so viele potentielle Kandidaten, dass eine Voraussage sehr schwer ist. Ich persönlich hoffe, dass ich selber rechtzeitig fit sein werde, um Teil von WrestleMania zu sein.
MOONSAULT.de: Wer von den Aktiven sind deine besten Freunde?
Edge: Ich würde sagen, ich habe mehrere beste Freunde. Allen voran zähle ich natürlich Christian dazu, den ich schon seit Ewigkeiten kenne. Weiterhin muss ich Rhyno, Lance Storm und Chris Jericho, den ich mittlerweile auch schon seit zehn Jahren kenne, nennen. Sehr gut verstehe ich mich aber auch mit Rey Mysterio, Kurt Angle und Brock Lesnar.
MOONSAULT.de: Viele junge Talente in den Indy-Promotions wrestlen einen sehr eindrucksvollen, aber auch extrem riskanten Stil. Denkst du, das ist der richtige Weg, um an die Spitze zu kommen?
Edge: Um ehrlich zu sein: nein! Dieser Stil kann für die Gesundheit der Wrestler nicht gut sein, da sie jedes einzelne Match in dieser Art und Weise bestreiten. In jedem Kampf nehmen sie unzählige Bumps und machen sich damit kaputt. Eine Powerbomb vom Top-Rope sollte eigentlich das Finish sein, aber diese Leute machen diesen Move einfach während des Matches und kicken aus dem Cover aus. Klar, ich habe auch solche Fights bestritten, man muss sich nur an die TLC-Kämpfe erinnern. Aber bei uns waren das ein paar einmalige Sachen, die sinnvoll aufgebaut und eingesetzt wurden. Außerdem waren wir zu sechst, so dass jeder nur eine überschaubare Anzahl an Bumps nehmen musste und zudem während des Matches genug Ruhephasen hatte. Ich sehe das so, wie Matt Hardy es in seinem Buch geschrieben hat: Jeder Wrestler hat eine symbolische Karte, auf der er für jeden härteren Bump ein Feld abstempelt. Wenn die Karte voll ist, ist deine Karriere vorbei. Ich würde sagen, ich bin so bei drei Viertel.
MOONSAULT.de: Was sagst du zu Kritikern, die behaupten, Wrestling sei zu 100% fake und Show?
Edge: Am liebsten antworte ich darauf immer mit "gravity is not fake". Ich empfinde es als Beleidigung gegen mich, wenn jemand behauptet, wir würden alles nur spielen und uns nicht verletzen können. Denn schau einfach mich an, ich habe mir das Genick gebrochen, das spricht wohl für sich. Natürlich machen wir viel Show drumherum, aber jeder Sturz tut weh und das Verletzungsrisiko ist immer da.
MOONSAULT.de: Die WWE unterstützt die US-Armee, besonders in diesem Jahr im Krieg gegen den Irak. Wie ist deine Meinung dazu und zur Bush-Regierung allgemein?
Edge: Eigentlich habe ich mich mit solchen Themen nie sonderlich beschäftigt. Es gibt einige Wrestler backstage, die sehr stolz auf ihr Land sind, aber ich bin eher unpolitisch. Ich überlasse dies lieber anderen Leuten, die sich damit auskennen. Übrigens ist Kurt Angle der einzige, der im Locker Room mit amerikanischen Farben rumrennt, aber auch nur, weil er so stolz auf seinen Olympia-Sieg ist. *lacht*
MOONSAULT.de: Wie bewertest du die Rolle des Internets?
Edge: Das Internet hat viele Geschäftszweige verändert, aber gerade unser Business extrem beeinflusst. Es wurden bei uns schon einige Storylines umgeworfen, weil Informationen darüber im Internet kursierten. Dieses Problem gab es damals nicht. Als Beispiel kann man das TLC 1 beim SummerSlam 2000 nennen. Es war eigentlich geplant, dass die Hardy Boyz in ihrer Heimatgegend die Tag Team Belts gewinnen sollten. Auch ich hätte das eigentlich gut gefunden, aber da es jeder im Internet erwartet hatte, wurden die Pläne dahingehend geändert, dass Christian und ich gewannen. Die Fans haben uns damals dafür richtig gehasst. Allgemein finde ich es schade, dass im Internet meistens nur das negative erwähnt wird. Natürlich machen auch wir keine perfekten Shows, das ist gar nicht möglich, aber es gibt immer noch genügend gute Dinge, an denen sich die Fans erfreuen können. Aber stattdessen werden all diese positiven Dinge unter den Tisch fallen gelassen und es wird sich an ein oder zwei negativen Punkten hochgezogen und diese übertrieben kritisiert. Wie kann man zum Beispiel Eddie Guerrero's Leistungen schlecht machen? Darüber muss ich den Kopf schütteln. Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch Dinge, die ich vollkommen verstehe, beispielsweise wenn die Fans schlechte Wrestler nicht im Ring sehen wollen. Auch ich sehe lieber eine Stunde Chris Benoit gegen Kurt Angle oder, wie diese Woche, Kurt und Brock Lesnar anstatt zehn Minuten Big Bossman gegen Stone Cold Steve Austin.
MOONSAULT.de: Wir haben noch einige Stichworte. Sag uns einfach kurz, was dir dazu einfällt. Backyard-Wrestling...
Edge: Ich bin überhaupt kein Fan davon. Diese Backyarder gehen ein unglaubliches Risiko ein und die meisten merken es noch nicht einmal. Ehrlich gesagt ist es einfach nur idiotisch.
MOONSAULT.de: Bret "Hitman" Hart...
Edge: Er ist einfach unglaublich und ich kann nichts schlechtes über ihn sagen. Er war eins meiner Vorbilder und ich habe extrem viel Respekt vor ihm.
MOONSAULT.de: Rob Zombie...
Edge: Mit ihm bin ich mittlerweile sehr gut befreundet. Er ist nicht so, wie die meisten Leute denken, sondern sehr intelligent.
MOONSAULT.de: Joe E. Legend...
Edge: Er war mein erster Tag Team Partner. Unser Team hieß "Sex & Violence". Ich war "Sex". *lacht* Joe Legend ist ein Freund von mir und ich freue mich sehr für ihn, dass er bei NWA-TNA untergekommen ist.
MOONSAULT.de: NWA-TNA...
Edge: Ich finde es wirklich cool, dass sie erfolgreich sind. Ich habe auch viele Freunde dort, zum Beispiel D-Lo Brown, Johnny Swinger oder Perry Saturn.
MOONSAULT.de: Wie sind die weiteren Pläne für deinen Deutschlandaufenthalt?
Edge: Neben den restlichen Promotionterminen hoffe ich, noch ein bisschen die Stadt Köln sehen zu können. Gleich gehe ich aber erstmal was essen, damit ich endlich mal das deutsche Essen probieren kann.
MOONSAULT.de: Dann wünschen wir dir einen guten Appetit und bedanken uns für das Interview. Viel Spaß weiterhin in Deutschland!
Edge: Gern geschehen und viele Grüße an alle MOONSAULT.de-User!
Das Interview für MOONSAULT.de führten Matthias Kamlage, Ingo Vollenberg und Soulfly
(c) 2003 MOONSAULT.de
A N Z E I G E
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!