Triple H bleibt auch 2011 ein Babyface - die richtige Entscheidung? 115
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Ja, auch als Babyface ist Triple H für das WWE-Produkt ein wertvoller DRAW. (27) 23%
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Nein, ein Heel-Turn wäre dieses Jahr eindeutig besser gewesen. (88) 77%
[Lion's Take] Fünf Jahre Babyface: Triple H 2011 - one more for the good guys?
Fünf Jahre Babyface: Triple H 2011 - one more for the good guys?
"The money is in the chase." - Das Geld liegt in der Jagd. Diese einfache Philosophie beschreibt eine der Grundwahrheiten im Wrestling-Business. Die vollsten Arenen und die höchsten PPV-Buyrates bekommt man in dieser einzigartigen Industrie oftmals durch eine geschickt präsentierte Jagd eines Babyfaces auf einen bösartigen Heel-Rivalen. Idealerweise hält dieser dann auch noch einen prestigeträchtigen Titel. Ein monatelanger Aufbau für ein großes Match bei einem Pay Per View war in der Vergangenheit meist eine Garantie für volle Kassen und hohe Einschaltquoten. Wenn die Fans nach langer Leidenszeit sehen wollen, wie das geliebte Babyface endlich mit dem verhassten Heel-Champion abrechnet, steigen die Chancen auf höhere Ratings und bessere Verkaufszahlen. Für eine entsprechende Jadg braucht man freilich auch die richtigen Hauptdarsteller. Einen symphatischen Protagonisten. Und vor allem: Einen überzeugenden Antagonisten. Einen Heel. Einen Bösewicht, den die Fans voller Überzeugung hassen können. Solche Wrestler sind allerdings im heutigen Business eher rar gesät.
Die WWE der Gegenwart hat in den letzten 12 Monaten etliche ihrer potentiellen Top-Heels verloren. Nachdem im Sommer 2010 bereits Randy Orton von den Fans wieder zum Babyface ge"turnt" wurde, folgten der Viper 2011 schließlich Sheamus und nicht zuletzt CM Punk. Damit stellte sich gerade im RAW-Roster akut die Frage, wer denn nun der große Antagonist für die Babyfaces um John Cena werden könnte. Nachdem Alberto Del Rio in dieser Rolle bisher kaum überzeugen konnte und von den Fans als WWE Champion so gut wie gar nicht angenommen wurde - während man The Miz & R-Truth vorerst in der TagTeam-Division parkte - glaubten nicht wenige Beobachter an einen baldigen Heel-Turn von Triple H. Dieser war Mitte Juli nach einer langen Fernseh-Abstinenz wieder als "TV-Charakter" zu Monday Night RAW zurückgekehrt.
Wie kein Zweiter im Roster schien er für einen erneuten Heel-Run prädestiniert. Hatte der Schwiegersohn von Vince McMahon doch nach der Meinung der meisten Experten eh seine erfolgreichsten Runs als Bösewicht gehabt.Darüber hinaus lieferte seine Ehe mit Stephanie McMahon seit jeher bei vielen Fans eine gesunde Antipathie gegenüber dem 13fachen World Champion, da man ihm in Internetkreisen oft genug und gerne Vetternwirtschaft und Vitamin B vorwarf. Zudem schien er im Sommer diesen Jahres der ideale Gegenspieler für CM Punk zu sein. Hatte dieser doch in seinen legendären Wutreden immer wieder die Mißstände hinter den Kulissen der größten Wrestling-Promotion der Welt angeprangert und dabei mehr als einmal die McMahon-Familie unterhalb der Gürtellinie beleidigt. So erschien es nur folgerichtig, dass Triple H die Ehre seiner Ehefrau verteidigen und dem frechen Emporkömmling alsbald das Maul stopfen würde. Ein Heel-Turn konnte eigentlich nur die logische Konsequenz daraus zu sein. Schließlich hatte Triple H seit dem Jahr 2006 (als die Ur-DX erstmals wiederbelebt wurde) ununterbochen auf der Seite der Guten gestanden. Fünf Jahre am Stück blieb er als Veteran der Attitude-Ära ein Babyface - so lange wie niemals zuvor in seiner Wrestling-Karriere. Dabei versuchte er durchaus neue Talente over zu bekommen. So begab er sich u.a. in Matchserien gegen Umaga, The Great Khali, Kozlov, Jeff Hardy (!) und nicht zu vergessen Sheamus. Manch einer profitierte von den Kämpfen gegen The Game, andere - wie etwas die Spirit Squad oder Cody Rhodes & TedDiBiase als Squash-Opfer der DX - verschwanden danach wieder in der Versenkung. Eines blieb aber immer gleich: Triple H fungierte als Babyface. Auch in seinen großen WrestleMania-Matches gegen Randy Orton (2009), John Cena (Triple Threat 2008) und The Undertaker (2011) wrestlete der King of the Kings auf der Seite der Publikumslieblinge - obwohl diese Paarungen sicherlich auch von einem Heel-HHH immens hätten profitieren können.
Der Aufstieg des CM Punk im Sommer 2011 schien nun aber nach fünf Jahren einen großen Heel-Turn unumgänglich zu machen. Und der Anfang der Storyline, als Triple H seinen Schwiegervater Vince McMahon bei RAW als COO vor den TV-Kameras als Autoritätsfigur ablöste, schien auch bereits genau auf ein derartiges Szenario hinzuarbeiten. Dieser erste Eindruck erhärtete sich wenig später noch weiter, als Punk bei der Comic-Con 2011 eine Pressekonferenz der WWE sprengte und sich mit dem "King of Kings" ein kurzes Wortgefecht lieferte. Da beide Männer zudem noch nie einen großes "One on One"-Kampf gegeneinander bestritten hatten, war es für viele Fans nur logisch, diese Paarung als das große "Money-Match" der Zukunft anzusehen. PUNK gegen HHH, Rebelll gegen Coporate WWE, Straight Edge vs. Schwiegersohn - alles schien für eine große Fehde prädestiniert zu sein. Triple H im Jahr 2011?
SURVEY SAYS: One more for the bad guys.
Doch nur zwei Monate nach ihrem ersten Wortgefecht bei der Comic Con hat das Money-Match bereits stattgefunden. Überraschenderweise bei "Night of Champions", einem B-PPV. Gleich mit zwei Stipulations versehen. Zudem war es gleichzeitig das erste Match von HHH überhaupt nach sechs Monaten Pause. Soviel Pulver auf einmal hat die WWE in den letzten 10 Jahren selten beim Aufbau einer großen Fehde im ersten Match verschossen. Noch viel überraschender war aber für viele Fans der Status von Triple H in der bisherigen Storyline: Denn gegen alle Erwartungen blieb The Game auch in dieser Auseinandersetzung ein Babyface. Und im Moment deutet sehr viel darauf hin, dass sich an diesem Status bis WrestleMania nicht mehr viel ändern wird. Wie CM Punk scheint auch der King of Kings - in seiner Rolle als COO - ein Opfer einer Verschwörung geworden zu sein. Die bösen Strippenzieher im Hintergrund dürften sich am Ende als Vince McMahon, Johnny Ace und Kevin Nash entpuppen. So dass an eine Fortsetzung eines Programms HHH gegen CM Punk im Moment gar nicht zu denken ist. Vielmehr dürften auf Hunter erneut einige jüngere Heels der Upper-Midcard von RAW warten. Mit The Miz und R-Truth gibt es gleich zwei potentielle Gegner, gegen die The Game noch keine größere Fehde hatte. Und dann ist da ja auch noch Kevin Nash, mit dem er sich schon 2003 hatte herumschlagen müssen. Und es gibt den Undertaker, mit dem er im April noch ein großes Re-Match haben wollte. So dürfte Triple H und das WWE-Universe nach seinem "In-Ring"-Comeback sicherlich auch ohne CM Punk als Gegenspieler jede Menge Abwechslung erwarten. Die lange Pause hat ihm wie dem RAW-Roster gut getan, da es nun wieder mehr Optionen für frische und interessante Matches mit dem "King of Kings" gibt.
SURVEY SAYS: One more for the good guys.
Dennoch: Am Ende bleibt der fade Beigeschmack, dass man die Chance für eine der (seit 2008) größten WWE-Fehden, die ohne John Cena auskommen, einfach ausgelassen und damit auch Geld verbrannt hat. Triple H ist normalerweise der geborene Heel und aufgrund seiner Starpower & Vergangenheit der ideale Gegenspieler für die Generation CM Punk. Es wäre schade, wenn die WWE dies in naher Zukunft nicht für eine prägende Money-Fehde auszunutzen verstehen würde. Bleibt also nur zu hoffen, dass es dieses Programm im Jahr 2012 vielleicht doch noch über mehrere PPVs geben wird. Und speziell CM Punk kann man nur die Daumen drücken, dass er als Ersatz für WrestleMania 28 vielleicht noch einen größeren Gegner als Triple H oder John Cena bekommt. Stone Cold Steve Austin hat zuletzt mehrfach öffentlich erklärt, dass er sich ein großes PPV-Match gegen den Straight Edge Superstar durchaus vorstellen könnte. Und welche größere Ehre könnte es für CM Punk noch geben, als bei WrestleMania gegen die Ikone der Attitude-Ära anzutreten? Ein Traum würde wahr - sicherlich auch für viele langjährige Fans des WWE-Produkts. Und gegen HHH könnte es dann ja auch noch im Sommer 2012 gehen.
SURVEY SAYS: One more for the fans, guys!
Lionheart
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Juli 2011: CM Punk (Rise of Personality! Der WWE-Aufsteiger im Juli 2011 - und diesmal ist es CM Punk!)
August 2011: Kevin Nash (Zurück vom Schrottplatz: Diesel ist der WWE-Aufsteiger August 2011)