A N Z E I G E

[Kultgimmicks] Glacier

  • [Kultgimmicks] Glacier

    Hi
    Nach meiner Karrierebetrachtung zu Alex Wright folgt in meiner 14. Kolumne mit Glacier ein weiterer WCW-Akteur. Die Biografie ist länger geworden als ich es erwartet habe, da er auch außerhalb des Ringes ein interessantes Leben hat/hatte.
    Viel Spaß!!!


    Glacier

    Statt Football für die NFL zu spielen ein Lehrer an öffentlichen Schulen
    Der spätere Gletscher Raymond M. Lloyd erblickte im Mai 1964 in Brunswick, Georgia das Licht der Welt und wurde in eine Familie hineingeboren, die für die Georgia State Patrol arbeiteten. Sein Vater Harold diente 28 Jahre lang als Kommandeur der Patrouille, seine Mutter arbeitete für das Straßenverkehrsamt und sein Zwillingsbruder für die Staatskavallerie. Ray folgte nicht dieser Tradition und machte seinen eigenen Weg.
    Lloyd ging auf die Brunswick High School und spielte dort an allen vier Jahren Football als Offensive Tackle. In seinem letzten Jahr wurde er 1982 zum ersten All-State Player der Brunswick High School gewählt. Neben Football war er als Kugelstoßer und Diskuswerfer im Leichtathletik-Team. Ray wollte mehr als High School Football und ging auf die Valdosta State University (Georgia) um als Center für die Valdosta State Blazers zu spielen. Drei Jahre lang war er der Star des Teams, dass in der Division II-Liga spielte und von Mike Cavan trainiert wurde. Ein Teamkollege von Lloyd war der spätere Atlanta Falcons Linebacker Jessie Tuggle. Ohne Probleme schaffte er ein Football-Stipendium.
    Ray Lloyd war in Valdosta nicht nur im Sport top und so machte er im Jahr 1987 seinen Master in Pädagogik. Im gleichen Jahr hatte er die große Chance für die NFL zu spielen, aber ein Streik machte einen Strich durch die Rechnung. Da er nicht wusste wie lange gestreikt wird ging er auf Nummer sicher und nahm seinen ersten Job als Lehrer an. Er unterrichtete Gesundheit und Sport an öffentlichen Schulen für sieben Jahre, drei davon gab er speziellen Sportunterricht für schwerbehinderte Kinder. Nebenbei blieb er seiner Leidenschaft Football weiterhin treu und trainierte High School Teams. Drei Jahre lang die Valdosta High und nach einem Umzug nach Atlanta vier Jahre lang als Co-Trainer die Lassiter High in Marietta, Georgia.

    Nach einer erfolgreichen Karriere als Karatekämpfer zum Wrestler
    Ray Lloyd war ein flexibler, junger Mann mit vielen Interessen. Neben Football und Schule interessierte er sich auch sehr für den Kampfsport. Im Alter von 14 Jahren startete er mit Hung Kuen, eine alte südchinesische Kampfkunst, deren Wurzeln im Shaolin-Tempel liegen sollen. Später kamen andere Kampfsportarten wie Judo und Kempō hinzu. Auch Kung Fu und Tae Kwon Do versuchte er. In seiner Schule, die 1982 ihre Pforten schloss, wurde er von einem ehemaligen Agenten der Regierung und dessen Assistenten, einem US-Marshal, trainiert. Im Jahr 1983 begann Ray für die World Karate Association (WKA) an Vollkontakt Turnieren teilzunehmen und wurde Southeastern Super Heavyweight Full Contact Karate Champion. In seiner gesamten Karriere verlor er nur einen einzigen Kampf und das gleich in seinem ersten Gefecht. Hier wurde der nervöse Lloyd gegen einen Kämpfer namens Raymond Horsey wegen unerlaubten Würgens disqualifiziert. Im Laufe seiner gesamten Zeit bei WKA wurde er nicht ein einziges Mal zu Boden geworfen. Als die WKA eine neue Regel einführte waren auch Tritte auf die Knie erlaubt (bisher waren nur Tritte von der Taille aufwärts zugelassen). Diese Regeländerung führte Ray dazu seine noch junge Karriere im Jahr 1985 zu beenden, da er sein Football-Stipendium durch Verletzungen nicht gefährden wollte.
    Das Stipendium konnte sich Ray Lloyd wie bereits erwähnt ohne Probleme sichern, aber aufgrund eines Streiks schaffte er es nicht in die NFL. Nach seinem Studium im Jahr 1987 gab er ein Interview mit einer Lokalzeitung. Dort scherzte Ray, dass er und sein Football-Teamkamerad R.D. Swain, beide Wrestling-Fans, World Tag Team Champions werden. Diesen Kommentar konnte man nicht ernst nehmen und trotzdem wurden die Beiden von einem Promoter aus Georgia kontaktiert. Dieser bot ihnen an beim Ringer-Veteranen Fred Avery ein Wrestling-Training zu absolvieren. Danach startete er 1987 in der Independent-Szene von Georgia mit 22 Jahren seine Karriere. Dort bekam er von Tommy Rich den Namen "Sugar" Ray Lloyd, eine Anspielung auf den Boxer Sugar Ray Leonard, und sein erstes Match bestritt er an der Seite von R.D. Swain. Aufgrund seiner Tätigkeiten als Lehrer und Football-Coach konnte er nur die Wochenenden dem Training und Wrestling opfern.

    Raus aus dem US-Staat Georgia und rein in das Land der aufgehenden Sonne
    Zwei Jahre lang tingelte Ray Lloyd in der unbedeutenden Indy-Szene Georgias bis er bei der Great American Bash Tour im Sommer 1989 sein World Championship Wrestling-Debüt feiern durfte. Noch unter den Banner der National Wrestling Alliance jobbte er in Albany, GA für Butch Reed. Daraufhin wurde er wieder als Jobber für einige WCW-Veranstaltungen in Georgia gebucht. In Albany verlor er gegen den Great Muta, in Augusta mit Bucky Siegler gegen den Varsity Club und in Atlanta mit Mark Smith bzw. Bob Emory gegen die Skyscrapers und den Freebirds.
    1990 zog Ray in die Hauptstadt von Georgia nach Atlanta. Grund war hier nicht unbedingt das Wrestling, sondern seinen Wechsel als Football-Coach von der Valdosta High zur Lassiter High in Marietta. Hier stieg er an den Wochenenden hauptsächlich für Southern Championship Wrestling in den Ring und außerdem wurde er von "Mr. Wrestling II" Johnny Walker und Bob Armstrong trainiert. In den Jahren 1990 und 1991 teamte er wieder mit seinem alten Football-Kollege R.D. Swain und sie nannten sich The Blazers, benannt nach ihrer alten Mannschaft Valdosta State Blazers. Zwar waren die Blazers nie die ganz großen World Tag Team Champions wie noch im Interview mit einer Lokalzeitung gescherzt, aber immerhin konnten sie sich bei kleinen Ligen in Georgia Tag Team Titel sichern. Kurz darauf trennte sich das Team und "Sugar" Ray Lloyd wurde zum zweiten Mal von der WCW für mehrere Auftritte gebucht. In einer Serie von House Show-Matches unterlag er dem Great Muta. In dieser Zeit entwickelte sich auch eine Freundschaft mit Diamond Dallas Page. In Georgia baute er sich seine berufliche Existenz auf, aber im Wrestling konnte er somit keinen Blumentopf gewinnen.
    Im Jahr 1992 traute Ray Lloyd sich aus dem Schneckenhaus Georgia und versuchte sein Glück in Japan bei der Shoot Wrestling Promotion Union of Wrestling Forces International (UWF-I), die vom Shootfighter Nobuhiko Takada gegründet wurde. Hier kam es zu vielen Vergleichen zwischen japanischen und amerikanischen Wrestler und war eine Mischung aus Wrestling und teilweise echten Kämpfen mit Punktevergabe. Ray konnte in Japan sich nicht nur im Wrestling weiterentwickeln, sondern konnte auch seine Martial Arts-Kenntnisse mit einfließen lassen. Auf jeden Fall gefiel ihm die UWF-I und er gab hierfür sogar seine Posten als Lehrer und Football-Coach auf um 1993 nach Japan zu ziehen. Viele wichtige Erfahrungen konnte Lloyd im Land der aufgehenden Sonne sammeln und einer der wichtigsten Menschen dort war Steve Day, der im Kampfsport bei den World Games jeweils eine Gold-, Silber- und Bronzemedaille gewinnen konnte. Day brachte ihm einige neue Martial Arts Stile bei, so unter anderem auch Sambo. Bei der UWF-I lernte er auch die Legende Lou Thesz kennen, der diese Liga unterstützte und für kurze Zeit dort auch als Trainer agierte. "Sugar" Ray Lloyd blieb bis zum Ende dieser Liga 1996 bei der UWF-I ohne groß aufzufallen und kehrte zurück in die USA.

    Mortal Kombats Sub-Zero inspiriert WCW aus Ray Lloyd das Gimmick Glacier zu erschaffen
    In den USA sollte es für Ray Lloyd im Wrestling nun richtig aufwärts gehen, denn sein alter Freund Diamond Dallas Page verschaffte ihm ein Meeting mit WCW Präsident Eric Bischoff. Dieser war ein großer Martial Arts Fan und hat es früher selbst betrieben. Ende der 70er verdiente er sich den schwarzen Gürtel im Taekwondo und war von Lloyds MMA-Kenntnissen begeistert. Aus diesem Grund und auf Page's Wunsch durfte er nach einem dreistündigen Gespräch beim Abendessen einen WCW-Vertrag unterschreiben.
    Eric Bischoff strotzte Mitte der 90er nur so von Ideen für neue Storylines (Stichwort nWo). Auch für Ray Lloyd hatte er eine Idee und nahm sich die damals sehr erfolgreiche Videospielreihe Mortal Kombat als Vorbild. Er wollte eine kleine Gruppe von Wrestlern mit einem Kampfsport-Hintergrund um im Ring eine Art von Videospiel-Szenario abzuhalten. Zusammen mit Chris Kanyon, Bryan Clark (früher Adam Bomb) und dem ehemaligen Karate-Weltmeister Ernest Miller wurden in ein spezielles Training geschickt. In 8 Stunden am Tag, an 5 Tagen die Woche bekamen sie im WCW Power Plant die Gelegenheit ein Repertoire an neuen Moves zu entwickeln. Währenddessen hatten die in Atlanta sitzenden AFX Studios von Andre Freitag 6 Monate Zeit die passenden Gimmicks für die Wrestler zu kreiren.
    Ray Lloyd machte den Anfang. Bereits im April 1996 wurde er in Promos bei WCW TV-Shows als Glacier (= Gletscher) mit dem Slogan "Blood Runs Cold" vorgestellt. Im Oktober 1996 präsentierte das WCW Magazin ein fiktives Profil dieses Charakters: Er ist nach Japan gegangen um einen neuen Kampfstil aus Martial Arts und Wrestling zu erlernen. Nach der erfolgreichen Ausbildung bekam er als Belohnung einen 400 Jahre alten Helm von seinem Lehrmeister geschenkt. Von ihm bekam er den Namen "Glacier" als Symbolisierung der Macht der Elemente.
    Vorbild für Glacier war der Charakter Sub-Zero aus Mortal Kombat, dass man vorallem am Ring-Outfit samt dem Helm und einer Rüstung erkennen konnte. Eine blaue Kontaktlinse im rechten Auge rundete die Optik ab. Für Eric Bischoff war nichts zu teuer und so bekam Glacier einen spektakulären Einzug der von allen anderen Wrestlern sich unterscheiden sollte. Blaue Laser Lichtstrahlen in der ganzen Halle und künstlicher Schnee von der Decke machten den Entrance einzigartig. Sehr langsam marschierte er zum Ring und dort vollzog er einen Ritual. Bevor der Kampf begann verneigte sich Glacier als Face noch vor dem Ringrichter und Gegner. Der ganze Einzug dauerte immer um die zwei Minuten. Anfänglich war der Ring während des Kampfen ganz umhüllt von blauem Licht. Laut Ray Lloyd kostete das von den AFX-Studios produzierte Outfit 35.000 Dollar und der Einzug sogar fast eine halbe Millionen Dollar. Enorme Kosten für Bischoff, aber jetzt musste seine Idee auch funktionieren.

    Blood Runs Cold wird aufgelöst: Glacier gegen Mortis und Wrath
    Nach monatelangen Push nur durch Videoeinspieler feierte der 1,88 m große und ca. 110 kg schwere Glacier im September 1996 sein WCW-Debüt. Eigentlich sollte er bereits im Juli debütieren, aber aufgrund der New World Order-Formierung beim PPV Bash at the Beach verzögerte es sich und dies verärgerte die Zuschauer. Kein guter Start des Gimmicks und die WCW verpackte dieses Problem in eine Storyline. Big Bubba Rogers (Big Bossman) kritisierte den Hype von Glacier und wartete auf dessen Ankunft. Am 9. September konnte der Gletscher bei WCW Pro sein erstes Match gegen den Gambler mit einem Cryonic Kick vom obersten Seil. Dies war das einzigste Mal, dass er diese Aktion vom Seil zeigte, denn danach änderte er es in einen einfach Sidekick um. Am 16. September konnte Glacier bei seinem Monday Nitro-Debüt seinen Kritiker Big Bubba Rogers in die Schranken verweisen. Bereits nach seinem Sieg gegen Mike Winner bei Nitro am 7. Oktober trat er zum letzten Mal mit dem originalen Outfit und blauen Laser während des Matches auf.
    Nach zehn Wochen TV-Abwesenheit kehrte Glacier mit einem neuen Outfit und einer neuer Einzugsmusik zurück und besiegte Hardbody Harrison in weniger als 60 Sekunden. Anschließend besiegte er bis März 1997 zahlreiche Lower Midcarder bis er seine erste große Fehde bekommen sollte. Somit durfte mit Chris Kanyon der zweite Wrestler mit dem speziellen Training sein Debüt feiern. Kanyon bekam die Rolle von Mortis, der eine Anspielung auf den Mortal Kombat Charakter Shao Kahn war. Mortis und sein exzentrischer Manager James Vandenburg wollten mit Glacier eine alte Rivalität aus der Vergangenheit begleichen. Mit dem Debüt von Mortis wurde auch der Slogan "Blood Runs Cold" aufgelöst. Bereits bei Uncensored am 16. März bestritten die Beiden ihr erstes Match, dass Glacier für sich entscheiden konnte. Nach dem Kampf wurde der Gletscher vom zornigen Wrath attackiert. Damit wirkte mit Bryan Clark der dritte Mann in dieser Storyline mit und verbündete sich mit Mortis und Vandenburg.
    Übrigens: Die ersten Glacier/Mortis Matches fanden als Testlauf auf der deutschen Christmas Brawl-Tour bereits im Dezember 1996 statt und hier konnte sich auch mal Mortis durchsetzen. Im April 1997 änderte der Brünette Ray Lloyd seine Haarpracht indem er sie blond bleichen ließ. Diese Haarfarbe behielt er bis zum Dezember 1997. Nach einem Sieg gegen Ciclope bei Monday Nitro am 21. April entwendeten Mortis und Wrath Glacier's Helm. Klar das der Gletcher sich rächen wollte und deshalb wurde für Slamboree ein weiteres Match zwischen ihm und Mortis festgesetzt.

    Unterstützung durch einen dreimaligen Karate-Weltmeister und Fehdenende ohne Auflösung der Story
    Bei Slamboree im Mai 1997 gewann Glacier das Match gegen Mortis durch DQ, nachdem Wrath nach noch nicht mal zwei Minuten den Gletscher attackierte. Dieser bekam jedoch Hilfe von "The Cat" Ernest Miller und damit war nun auch der letzte Wrestler in dieser Storyline involviert. Im Gegensatz zu den anderen drei Akteuren hatte der dreimalige Karate-Weltmeister Miller kein spektakuläres Gimmick. Er spiele sich einfach selbst.
    Im Juni konnte sich Glacier beim Great American Bash an Wrath rächen. Nach dem Match wurde er jedoch von Wrath und Mortis mit Handschellen an die Ringseile gekettet und verprügelt. Das selbe Schicksal ereilte ihm am nächsten Abend nach einem Sieg über Mortis bei Nitro. Diesmal konnte ihm Miller helfen und die Beiden bildeten nun offiziell ein Tag Team. Somit konnte man diese Fehde beim Bash at the Beach mit einer Tag Team Schlacht abschließen. Unfair konnten sich die Heels durchsetzen und Glacier steckte hierbei seine erste Pinfall-Niederlage ein. Nach dem PPV wurde die ganze "Blood Runs Cold"-Storyline ohne richtiges Ende fallengelassen. Damit auch die ganze Hintergrundgeschichte rund um den gestohlenen Helm von Glacier. Ob er seine Kopfbedeckung wieder bekommen hätte weiß wohl nur das WCW Creative Team.
    Die große Stärke der WCW im Kampf gegen die World Wrestling Federation waren das Neue und die Abwechslung. Das mexikanische Lucha Libre mit Leuten wie Rey Mysterio oder Eddie Guerrero eroberte nicht nur die neue WCW Cruiserweight Division sondern auch Nordamerika. Wrestler wie Chris Benoit und Dean Malenko zeigten technisch exzellente Kämpfe und mit Steve Regal und Fit Finlay hatte man noch Wrestler aus der europäischen Szene in ihrem Kader. Dazu noch Raven's Flock und Bill Goldberg mit seiner langen Siegesserie. Getoppt wurde dies alles natürlich von der großen nWo vs. WCW Storyline. Der "Bloods Runs Cold"-Angle ging hierbei völlig unter und floppte total. Mortal Kombat + Wrestling passte nicht und weckte daher bei den Zuschauern kaum Interesse. Trotz alledem gab es auch positive Seiten dieser ganzen Geschichte. Die Outfits und vorallem die spektakulären Einzüge waren die großen Unterschiede gegenüber den Kollegen. Auch in den Matches zeigten die Akteure einige innovative Moves, aber nach gefühlten 1000 Matches zwischen Glacier und Mortis hatte man sich satt gesehen. Wie bereits erwähnt endete die Storyline im Juli 1997, aber alle vier blieben trotzdem weiterhin unter Vertrag.

    Turn gegen Ernest Miller und Fehden gegen Chris Adams und Perry Saturn
    Auch wenn die ganze Storyline rund um Glacier beendet wurde ist er seit seinem Debüt im September 1996 immer noch ungeschlagen. Dies änderte sich nach einem Jahr am 1. September 1997 bei Monday Nitro unspektakulär mit einer Niederlage gegen Buff Bagwell. Zusammen mit "The Cat" Ernest Miller bildete er weiterhin ein Tag Team und im November fehdeten sie gegen die Faces of Fear. Im Vorfeld zu World War III konnte sich Glacier zwar gegen den Barbarian durchsetzen, aber gegen Meng musste er sich geschlagen geben. Beim PPV ging auch das Tag Team Match verloren, nachdem Meng gegen Miller seinen Tongan Death Grip ansetzen konnte. Später am Abend spielte der Gletscher bei der 60-Mann Battle Royal auch keine große Rolle mehr. Mit einer vernichtenden Niederlage gegen Bill Goldberg zum Jahresabschluss bei Nitro am 29. Dezember endete das Jahr 1997.
    Am 24. Januar 1998 ließ man Glacier bei Saturday Night zum Heel turnen. Er attackierte seinen Tag Team Partner Ernest Miller während eines Matches gegen alten Rivalen Mortis und Wrath. Einen Push sollte er danach jedoch nicht bekommen. Im Gegenteil: Glacier bekam in den nächsten drei Monaten eine Niederlagenserie und verlor gegen Miller, Steve McMichael, Prince Iaukea, Lex Luger und Chris Benoit. Nur eine kleine Saturday Night-Fehde gegen Chris Adams sollte für kurze Abwechslung sorgen. Im Battle der Superkick-Finshing Moves kam es jeweils zu einem Sieg, Unentschieden und einer Niederlage für Glacier.
    Im Mai/Juni 1998 fehdete er lange mit Perry Saturn von Raven's Flock. Alles fing mit einer beleidigenden Promo von Saturn an. Hier behauptete er Glacier hätte sich seine Kampfkunst abgeschaut. In den folgenden Wochen hatte es der Gletcher nicht nur mit Saturn sondern mit dem ganzen Flock zu tun. Das erste Match bei Nitro Ende Mai konnte Saturn für sich entscheiden, aber das zweite bei Thunder durfte Glacier gewinnen. Kurioserweise bekam er hierbei Hilfe von Kanyon, dem ehemaligen Mortis, der in der Vergangenheit scheiterte von Raven in dessen Flock aufgenommen zu werden. Bevor Glacier den Pin anbringen konnte warf Kanyon seine frühere Mortis-Maske vor dessen Füße. Den letzten Kampf bei einer weiteren Thunder-Ausgaben konnte Saturn gewinnen, ehe die Fehde ohne richtiges Ende abgeschlossen wurde, da eine neue Storyline rund um den Split des Flocks gestartet wurde. Eine kleine Randgeschichte: Ein weiteres Glacier/Saturn Match war am 26. September der letzte Kampf bei der TV-Show WCW Worldwide bevor sie zu einer reinen Recap-Show umgestaltet wurde.

    Knieverletzung nach Match gegen Goldberg und Glacier verscherbelt seine Ausrüstung
    Am 29. Juni 1998 bestritt Glacier ein Titelmatch gegen den United States Champion und bis dato ungeschlagenen Bill Goldberg. Keine Überraschung das auch der Gletscher sang und klanglos gegen die WCW Ikone scheiterte. Dies sollte für ihn kein Beinbruch sein oder doch? Denn leider verletzte er sich am Knie und nach der erfolglosen Rehabilitation musste Ray Lloyd operiert werden um sein beschädigtes Knie zu reparieren. Erst nach fast 5 Monaten kehrte Glacier aus der Verletzungspause mit einer großen Kniestütze zurück.
    Mit einem neuen schwarzen Outfit wirkte Glacier optisch aggressiver. Bei der Thunder-Ausgabe am 5. November bot Glacier seinem ehemaligen Partner Ernest Miller seine Hilfe an, der mittlerweile auch zum Heel geturnt war. Eine Woche später präsentierte er einen neuen Finishing Move namens Ice Pick, ein Thumb Chokehold. Mit dieser Aktion konnte er bei seinem In-Ring Comeback Chris Adams zur Aufgabe zwingen. In den nächsten Wochen bekam er öfters Hilfe von Miller's Manager Sonny Onoo. Trotz der neuen Aggressivität blieb der Erfolg aus, aber immerhin schaffte es Glacier nocheinmal auf eine PPV Card. Bei World War III unterlag er seinem ehemaligen Erzrivale Wrath deutlich, der zu dieser Zeit einen Monsterpush bekam. Später am Abend scheiterte er früh bei der 60-Man Battle Royal. Im Dezember wurde kurz wieder die Fehde mit Perry Saturn aufgefrischt mit jeweils einen Sieg für beide.
    Auch im Jahr 1999 sank der Stern vom Gletscher und er verlor bei Nitro und Thunder Matches gegen Hugh Morrus, Diamond Dallas Page, Disco Inferno und Kenny Kaos. Als er am 6. Februar bei Saturday Night auch noch gegen Al Greene verlor hatte er laut Storyline die Schnauze voll und verkaufte seine Rüstung, Maske und Helm an Kaz Hayashi und Ernest Miller. Für eine kurze Zeit erschien Miller mit Glacier's Einzugsmusik zum Ring, während Hayashi mit der Ausrüstung sich präsentierte. Von Ray Lloyd als Glacier war in der WCW nichts mehr zu sehen. Als Lloyd inaktiv war besuchte er am 22. Mai 1999 mit Gene Okerlund, Alex Wright und anderen WCW Angestellten die Eröffnung des Restaurant Nitro Grill beim Excalibur Hotel and Casino in Las Vegas. Nach sechzehn Monaten musste das Restaurant im September 2000 ihre Pforten wieder schließen.

    Gimmick Coach Buzz Stern gefloppt, ein Mini-Comeback des Gletschers und letzte Auftritte Independent
    Drei Jahre lang mimte Ray Lloyd den Charakter Glacier mehr oder weniger erfolgreich. Im Sommer 1999 bekam er einen ganz neues Gimmick aufgebrummt und zwar des eines Wrestling-Coach namens Coach Buzz Stern. Angezogen war er wie ein typischer High School Footballtrainer, eine Anspielung auf dessen Vergangenheit vor seiner WCW-Karriere. Am 19. August hatte er bei Thunder in einer Promo seinen ersten TV-Auftritt nach sechs Monaten mit seiner neuen Rolle. Die Promos wurden im WCW Power Plant gedreht und immer mit dabei war sein Schützling Luther Biggs, ein langjähriger Independent-Wrestler. Coach Stern nahm Biggs unter seine Fittiche um aus ihn einen Star zu machen. Das Debüt ging mit einer Niederlage gegen Bobby Eaton jedoch mehr als schief. Anschließend besorgte Buzz seinem Schüler eine Handvoll Matches gegen Lower Midcarder für Saturday Night um ihn langsam aufzubauen. Einer von Sterns Catchphrase war: "There are two types of people: athletes, and athletic supporters" (auf deutsch: "Es gibt zwei Arten von Menschen: Sportler und sportliche Unterstützer"). Nur einmal stieg Lloyd als Buzz Stern aktiv in den Ring. Bei einer Thunder-Ausgabe unterlag er Eddie Guerrero von den Filthy Animals. Dieses Gimmick floppte so sehr, dass sowohl Stern als auch Biggs aus den TV-Shows sehr schnell wieder rausgeschrieben wurden. Kurz darauf war Lloyd einer von vielen Wrestlern die am 21. November 1999 aufgrund einer Maßnahme zur Kostenreduzierung von der WCW entlassen wurden.
    Nach seiner Entlassung arbeitete Ray Lloyd im Juli 2000 unter seinem richtigen Namen für Dusty Rhodes neuer Promotion Turnbuckle Championship Wrestling (TCW). Der ehemalige Glacier wurde dort auch erster Heavyweight Champion, den er bis Oktober halten konnte. Kurz darauf gab es Gerüchte Glacier würde wieder zur WCW zurückkehren und während dem PPV Mayhem wurde eine alte Promo aus dem Jahr 1996 mit dem neuen Slogan "Blood Runs Colder" eingespielt. Die Einspieler sah man auch bei den TV-Shows Nitro und Thunder sowie Starrcade erneut. Einen Tag nach dem Dezember-PPV sah man in einer Backstage-Szene Norman Smiley wie er sich die Promo auf einem Fernseher anschaute und sich freute, dass endlich wieder ein "wahrer Held" in der WCW sei. Aus dieser ganzen Geschichte machte man eine Superheld-Parodie. Im Januar 2001 tauchte Glacier wieder im Fernsehen auf, aber nicht um aktiv in den Ring zu steigen sondern seinem Fan Smiley den Rücken freizuhalten. Diese ganze Storyline wurde jedoch bereits Anfang Februar wieder abrupt beendet. Kurz darauf verließ Lloyd die Liga und kehrte in die Independent-Szene zurück.
    Glacier schaffte es in der WCW nicht bis ganz an die Spitze, aber dennoch konnte er mit seinem Bekanntheitsgrad sich in den kleinen Promotion behaupten. Größter Erfolg war der Gewinn der NWA World Tag Team Championtitel, den er zusammen mit Jason Sugarman im Dezember 2001 bei Rhodes' TCW gewinnen konnte. In den letzten Jahren nahm er an den CHIKARA King Of Trios Turnieren 2008 & 2009 teil, fehdete 2008 lange mit Ricky Vegas in Floridas Iny-Szene und sein bis heute letztes Match bestritt er am 30. Mai 2009 für Vintage Wrestling GoldLust. Auch Hinter den Kulissen war Ray Lloyd ein gefragter Mann und wurde 2003 von Total Nonstop Action als Road Agent engagiert.

    Heute in Florida lebend ein Lehrer und Schauspieler in B-Filmen
    Parallel zu seinen Wrestling-Auftritten Independent bekam Ray Lloyd in B-Filmen einige kleine Rollen. "Blood Bath" (2002 als Thorko), "A Conspiracy" (2003 als Lars Tannin), "Hell's End" (2005 als ein Zukunftsoldat), "Popsy" (2006 als ein Bodyguard) und "Loaded Dice" (2007 als Uno) hießen die Mega-Blockbuster. Aber immerhin konnte er sich damit ein paar Dollars verdienen. Außerdem spielte er 2007 in der USA Network TV-Serie "Burn Notice" als Nydam in einer Folge mit. Letzter Auftritt in einer Folge einer TV Serie hatte er 2009 in der Sitcom "Meet the Browns" als ein Polizist. Bereits im Jahr 1997 hatte er erfolglos für eine Rolle in der Chuck Norris Actionserie "Walker, Texas Ranger" vorgesprochen.
    Neben dem Wrestling und der Schauspielerei arbeitete Lloyd in Orlando, Florida auch als Stuntman für die Disney-MGM Studios. Bei der Stunt-Show "Indiana Jones Epic Stunt Spectacular!" spielte er die Rolle eines deutschen Flugingenieurs. Im November 2004 zwang ihn eine ernsthafte Knieverletzung zum Aufhören und er musste sich einer Operation unterziehen.
    Nach seiner Karriere in der WCW kehrte der Pädagoge zurück in seinen alten Beruf und arbeitete an der Hightower Trail Middle School in einem Vorort von Atlanta als Gesundheits- und Sexuallehrer. Aber als Road Agent bei TNA konnte er diese Arbeit nicht voll ausüben und deshalb verließ Lloyd im September 2005 TNA um einen Vollzeitjob als Lehrer anzunehmen. Er kehrte zurück in seine alte Heimat und wurde Soziallehrer an der Lassiter High School in Marietta, Georgia. Später zog er nach Kissimmee, Florida um auch dort als Lehrer zu arbeiten.
    Dem Wrestling kehrte er vorerrst den Rücken und bestritt in diesem Jahr noch kein Match. Seine Freizeit widmet er mit kleinen Rollen weiterhin der Schauspielerei. Ein guter Ausgleich zum Schüler quälen. 2010 wurden zwei B-Filme fertiggestellt indem er mitwirkte. "River of Darkness" (Rolle: Clark Higgins) und "Kerberos" (Rolle ist unbekannt) heißen die Movies. Aktuell ist er bei den Dreharbeiten zur Komödie "Panama City". Hier wird seine Rolle Lonnie heißen und der Film wird 2011 fertig sein.
    Raymond M. Lloyd (46), der ehemalige Glacier, gehörte mit Sicherheit nicht zu den Topstars der WCW, aber an sein spektakulärer Kult-Entrance zum Ring mit den blauen Lasern und Kunstschnee werden sich viele Fans bis heute noch erinnern.

    hattrick83



    Über Feedback würde ich mich freuen. Sollte ich mich mal vertan haben, ihr Rechtschreibfehler findet oder ihr sogar weitere Informationen zum Gimmick dieses Threads kennt lasst es mich bitte wissen. Außerdem kann man natürlich über diesen Wrestler hier diskutieren.

    Bisherige Kolumnen
    Damian Demento
    Giant Gonzales
    The Shockmaster
    Ludvig Borga
    Brooklyn Brawler
    Bastion Booger
    The Renegade
    Goldust
    1-2-3 Kid / X-Pac
    Adam Bomb
    Doink the Clown
    Papa Shango / Godfather
    Alex Wright a.k.a. Berlyn

    Einmal editiert, zuletzt von ()

  • A N Z E I G E
  • Endlich der Glacier-Artikel! 8)


    War aus meiner Sicht sehr gut zu lesen und hatte genau die richtige Länge. Und auch schön zu erfahren, dass Raymond M. Lloyd keinen totalen Absturz erlitten und sogar im Filmgeschäft halbwegs Fuß gefasst hat :).

  • review gitbs auch von meiner seite aus morge nochmal
    Klasse geschrieben!
    die chikara auftritte? wieviele waren es denn? hatte nur einen gesehen.
    Aber hab ihn auch vor einigen monaten bei der FCW in Bottrop gesehen , das war schon en kleines Highlight das der kerl kam!


    klasse alles!!

  • Zitat

    Original geschrieben von vancrolock:
    review gitbs auch von meiner seite aus morge nochmal
    Klasse geschrieben!
    die chikara auftritte? wieviele waren es denn? hatte nur einen gesehen.
    Aber hab ihn auch vor einigen monaten bei der FCW in Bottrop gesehen , das war schon en kleines Highlight das der kerl kam!


    klasse alles!!


    King of Trios 08, King of Trios 09 und danach noch 2 Shows.


    Vor einigen Monaten war im übrigen im Mai 09. Ein sehr netter Mensch, sehr freundlich und professionell. Und seine Entrance Gear ist schwerer als man es im ersten Moment denken mag ;)

  • A N Z E I G E
  • Gute Kolumne, aber Gletscher schreibt sich soweit mir bekannt mit sch ^^


    Mortis war damals ein klasse Charakter, ich würde aber auch sagen das viel von Scorpion im Gimmick war, nicht nur Shao Kahn. Ich fand es irritierend das Mortis so wendig war, als NO Seller wäre er vielleicht besser gewesen.


    Glacier wird wohl zumindest als der Mann in erinnerung bleiben der beinahe mal den Gimmick Namen "Stone Cold" gewählt hätte.....Steves Glück das dem nicht so war ;)




    Klasse Kolumne!:thumbup:

  • Danke für euer positives Feedback


    Zitat

    Original geschrieben von Razor Blade:
    Tolle Kolumne! Aber woher weißt du das alles?


    Durch intensive Internetrecherche ;)



    Zitat

    Original geschrieben von Paragon:
    Gute Kolumne, aber Gletscher schreibt sich soweit mir bekannt mit sch ^^


    Du hast recht, Gletscher schreibt man mit sch. Ich denke ich habe alle Gletscher jetzt richtig geschrieben. Deutsche Sprache, schwere Sprache!!! ;)

  • Super Bericht nur meinem persönlichen Empfinden nach floppte es vor allem weil es KEINE spektakulären Moves gab, der spektakulärste und einizige als Martial Arts ersichtliche Move von Glacier war dieser sehr langsame, vorsichtig ausgeführte Reverse Kick.


    Man erwartete ja eben sehr spektakuläres von Glacier & Co aber das speaktakulärste, und IMO gelungene, waren die Entrances aber die Matches waren extrem schlecht.


    Mortis' Theme gehört zu meinen Lieblings Themes und ich denke das WWE sich da bei dem Original Kane Gimmick , das nach Mortis debütierte, auch einiges abgeguckt hat

    Einmal editiert, zuletzt von ()

  • Wer braucht bei dem Entry schon gute Matches? Sein Problem war, dass er halt wirklich oft seine asiatischen Kampftevhniken eingesetzt hat und die passen mMn. nicht in einen Wrestlingring.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!

A N Z E I G E