WWF WrestleMania XIV
29.03.1998
Boston, Massachusetts, USA
Fleet Center
Zuschauer: 19.028
Die 14. Ausgabe von WrestleMania, "The Greatest PPV Attraction Of All Time!", meldet sich live aus dem Fleet Center, in Boston, Massachusetts. Wie gewohnt, führen Jerry "The King" Lawler und Jim Ross durch den Abend. Es erwartet uns das epische Aufeinandertreffen von Kane und dem Undertaker während Shawn Michaels seinen WWF Title gegen Austin verteidigen muss. Und auch die Undercard ist nicht zu verachten.
WWF Light Heavyweight Title Match
Taka Michinoku (c) vs. Aguila
Die WCW hatte ihre Cruiserweights und die WWF wollte eine ähnliche Sparte in ihrem Roster mit den Light Heavyweights aufbauen. Doch leider behandelte man die Wrestler eher "stiefmütterlich", es gab kaum Stories um den Titel. Außerdem machte Jerry Lawler wirklich immer jeden schlecht im Ring, aber auf die Light Heavyweight hatte er es besonders abgesehen. Speziel auf Aguila aka Essa Rios, nur mit Maske. Dessen mexikanische Wurzeln ließen bei Lawler sämtlichen Geschmack für Vernunft und sinnvolle Kommentare den Bach runter schippern. Ach ja, sonderlich viel Zeit bekamen sie auch nie. Und das, obwohl der ein oder andere Move für nette Pops bei den Fans sorgte. Sie waren also durchaus over.
So auch bei Wrestlemania, wo Michinoku und Aguila das Beste aus den 6 Minuten rausholten und ein tolles Match lieferten, halt viel zu wenig Zeit, kein vernünftiger Aufbau und einen wirklichen Wert hatte der Gürtel auch nicht.
Taka Michinoku (c) besiegt Aguila (5:57)
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Backstage wird The Rock von Gennifer Flowers interviewed. Und so langsam kommt die "The Rock" Persona zum Vorschein, die ihn später zu einem Megastar machen wird, ein tolles Interview.
WWF European Title Match
Triple H (w/Chyna) (c) vs. Owen Hart
Owen kam mit einem angeschlagenen Knöchel ins Match und zeigte sich als Face, während Hunter den Heel mimte mit Gürtel. Beide Männer hatten eine längere Fehde um den European Title am Laufen.
Vor dem Match nutzte Sgt. Slaughter seine Autorität und fesselte sich mit Handschellen an Chyna, um sie davon abzuhalten, ins Match einzugreifen.
Der Plan schien aufzugehen, Hunter war auf sich alleine gestellt, dessen gegner zwar einen lädierten Knöchel hatte, aber umso mehr Kampfgeist an den Tag legte. Und diese Verletzung sellt er auch im gesamten Verlauf des Matches glaubwürdig. Eine blutige Nase fängt er sich auch ein nach einem Big Boot von Hunter in der Ringecke. Chyna hat keine Möglichkeit einzugreifen, wird immer wieder von Slaughter abgehalten, das hat man auch spannend gelöst.
Zum Schluss gelingt es Owen, den Pedigree zu kontern und seinerseits den Sharpshooter anzusetzen, was die Fans zum (positiven) Ausrasten bringt.
Doch Chyna schleudert irgendein weißes Pulver in Slaughters Augen, nutzt die Ablenkung für einen Tiefschlag gegen Owen, Hunter zeigt den Pedigree und das Match ist vorbei. Eine wahre Achterbahnfahrt zum Ende hin. Ein tolles Midcard-Match mit vielen, guten Elementen.
Triple H (w/Chyna) (c) besiegt Owen Hart (11:29)
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Mixed Tag Team Match
Luna & TAFKA Goldust vs. Marc Mero & Sable
Marc Mero wollte sich mit Sable profilieren, doch er hatte nicht damit gerechnet, dass Sable plötzlich viel mehr Aufmerksamkeit bekommen sollte, als Mero selbst. Er behandelte sie zunehmend abfälliger, was Goldust auf den Plan rief. Das wiederrum weckte bei Luna die Eifersucht, es entstand ein seltsames "Eifersuchts-Viereck", was nun in diesem Mixed Tag Team Match gipfeln sollte.
Mero und Goldust beginnen, wofür sich keine Sau in der Crowd interessiert. Doch dann wechselt Mero Sable ein und die Fans sind happy. Doch nicht für lange Zeit, denn Luna wechselt sich sofort wieder aus, also muss Mero wieder ran. Leichtes Geplänkel, die Fans wollen Sable und endlich wird sie gegen Luna eingewechselt, was für den bis dato lautesten Pop bei den Fans sorgt. Toller Schlagabtausch der beiden Furien, die sich glaubhaft die Haare ausreißen wollen. Sable haut sogar Goldust vom Apron, um einen Tag zu verhindern. Niemand will Mero siegen sehen, aber ein Sieg für Sable wäre großartig. Und die Fans sollten nicht enttäuscht nach Hause gehen. Nach einem TKO erzielt Sable tatsächlich den Pinfall zum Sieg.
Was für ein Match, viel besser als man es erwartet hätte. Es war toll gebooked, Sable war so was von over und im Ring zeigte sie zwar wenige, aber dafür saubere, Moves.
Marc Mero & Sable besiegen Luna & TAFKA Goldust (9:11)
**3/4
Jeff Jarrett und Gennifer Flowers erscheinen als nächstes im Ring. Und während Flowers das IC Title Match ankündigt, verschwindet Jarrett einfach wieder aus dem Ring, wie das "fünfte Rad am Wagen", seltsam.
WWF Intercontinental Title Match
The Rock (w/D-Lo Brown, Kama Mustafa & Mark Henry) (c) vs. Ken Shamrock
Shamrock, der in der Vergangenheit des Öfteren den Kürzeren gezogen hatte gegen Rocky, sollte nun bei Wrestlemania eine weitere Chance auf den IC Titel bekommen. Und um die Sache interessanter zu gestalten, würde Maivia den Gürtel auch bei einer DQ-Niederlage an Shamrock abtreten müssen. Zu oft hatte er in der Vergangenheit den Titel nur per DQ verteidigt. Er hatte zwar die "Nation Of Domination" im Rücken, doch von Faarooq keine Spur.
Und Shamrock? Der hatte eine Stinkwut im Bauch, was er den Champ auch deutlich spüren ließ. Auch die Kommentatoren erwähnten des Öfteren, dass Shamrock gerne mal durchdreht und die Fassung verliert. Und auch an diesem Abend befand sich Shamrock mental "am Abgrund". Er wirbelte wur durch den Ring und vermöbelte Maivia nach Strich und Faden. Der Champ teile selbst heftig aus, dieser Schlag mit dem Stuhl gegen den Kopf war richtig heftig. Und nach nicht mal 5 Minuten klopft Rocky im Ankle Lock ab. Shamrock wird zum Sieger erklärt, muss sich im Anschluss jedoch gegen die "Nation of Domination" zur Wehr setzen. Wieder befindet sich Rocky im Ankle Lock, Refs versuchen, ihn zu stoppen, werden selbst abgefertigt. Shamrock ist auf 210 und lässt, trotz Titelgewinn, seiner Wut freien Lauf.
Schlussendlich kommt es so, wie es kommen musste. Die Offiziellen erkennen Shamrock den Sieg ab, weil er partout den Griff nicht lösen wollte. Shamrock ist daraufhin noch wütender und attackiert Maivia wieder, der gerade auf einer Trage abtransportiert wird. Diese Kameraeinstellung, wie Rocky auf der Trage liegt und mit einer Hand noch den Gürtel in die Höhe hält, ist auch legendär.
The Rock (w/D-Lo Brown, Kama Mustafa & Mark Henry) (c) besiegt Ken Shamrock durch DQ (4:49)
*1/2
WWF World Tag Team Title Dumpster Rules Match
The New Age Outlaws (Billy Gunn & The Road Dogg) (c) vs. Cactus Jack & Chainsaw Charlie
Cactus und Chainsaw forderten bei RAW die New Age Outlaws um deren Titel heraus. Das Match konnten sie nicht gewinnen und wurden im Anschluss sogar noch in große Müllcontainer befördert. Perfekter Aufbau für ein "Dumpster Match", was ähnlich wie ein Casket Match abläuft, nur eben mit großen Müllcontainern. Beide Teams teilen hefig aus, Foley und Funk bumpen, was das Zeug hält und wirken, wie immer, völlig crazy. Egal, ob Foley mit der Hüfte voran gegen den Container fliegt oder beide Herausforderer mit den deckeln bearbeitet werden, bei jedem Spot zuckt man unweigerlich etwas zusammen.
Das Match bietet einige Hardcore-Elemente, die ja immer beliebter wurden damals in der WWF. Zunehmend verlagert sich der Kampf in den Backstage-Bereich, wo bereits andere Müllcontainer parat stehen. Schließlich gelingt es den Hardcore-Legenden, die NAO in Selbige zu befördern und prompt werden sie zu Siegern erklärt. Die Freude sollte aber nicht lange anhalten, möchte ich gleich vorwegnehmen, doch Wrestlemania verlassen sie offiziell als neue WWF World Tag Team Champions nach einem sehenswerten Hardcore-Match.
Cactus Jack & Chainsaw Charlie besiegen The New Age Outlaws (Billy Gunn & The Road Dogg) (c) (10:01) - TITELWECHSEL !!!
***
Als nächstes kommt Pete Rose zum Ring. Dieser soll eigentlich nur als Special Guest Ring Announcer fungieren, doch vorher beleidigt er erstmal die Fans. Als dann Kane rauskommt und Rose einen Tombstone verpasst, wandelt er sich kurzzeitig zum zweitgrößten babyface an diesem Abend. Eine interessante Idee, sollte er hier doch das Monster darstellen, dass den Undertaker besiegen wollte.
Singles Match
Kane (w/Paul Bearer) vs. The Undertaker
Seit dem Kane in der WWF debütierte, war der Undertaker nicht mehr wiederzuerkennen. Von Paul Bearer verraten, sah er sich plötzlich mit seiner schlimmen Vergangenheit konfrontiert. Der tragische Tod seiner Eltern, die Verletzungen von Kane, alles ging scheinbar auf sein Konto. Und mit Kane waren auch die Dämonen seiner Vergangenheit wiedergekehrt. Kane machte dem Taker das Leben zur Hölle, attackierte ihn, wo er nur konnte. Selbst ein kurzer, scheinbarer brüderlicher Waffenstillstand war nur von kurzer Dauer. Doch der Undertaker schwor sich, niemals gegen sein eigen Fleisch und Blut zu kämpfen. Das alles änderte sich, als Kane den Undertaker in den Sarg beförderte und diesen anzündete. Der Deadman verschwand für einige Wochen von der Bildfläche und als er zurückkehrte, hatte er endlich die Kraft, gegen Kane zu kämpfen. Er hatte nämlich in seiner Abwesenheit Kontakt mit seinen toten Eltern aufgenommen und endlich sah er sich im Stande, gegen seinen Bruder zu kämpfen. Und Wrestlemania sollte die große Bühne für diesen Bruderzwist bilden. Über den Aufbau kann man sich also wirklich nicht beschweren.
Und als sich beide endlich im Ring gegenüberstanden, konnte man eine Stecknadel fallen hören, so groß war die Anspannung zwischen beiden Männern. Die Konfrontation hatte durchaus epische Ausmaße, aber nüchtern betrachtet ist das folgende Match ziemlich mau. Guter Anfang, dann zieht sich der Mittelteil, allerdings nimmt das Finish dann wieder Fahrt auf. Und genau so musste man ein Monster wie Kane auch damals booken. Wie Kane den Tombstone auskontert in seine eigene Variante. Und am Ende benötigt es drei Tombstones, um Kane endgültig unten zu halten. Und kurz nach dem 3-Count reißt Kane sogar die Schulter noch hoch, einfach nur um zeigen, dass er noch Reserven gehabt hätte. Auch Paul Bearer ist stets präsent am Ring und trägt maßgeblich zu dem Match und der Story bei.
Alles in allem eine epische Konfrontation, aber kein gutes Wrestling-Match. Immerhin wurde Kane sehr stark gebooked und nach dem Match gab es für den Undertaker sogar noch einen Tombstone auf einen Stuhl. Diese Fehde ist also lange noch nicht vorbei.
The Undertaker besiegt Kane (w/Paul Bearer) (16:58)
**1/4
WWF World Heavyweight Title Match
Shawn Michaels (w/Chyna & Triple H) (c) vs. Steve Austin
Steve Austin gewann den Royal Rumble und sicherte sich damit eine Chance auf den WWF World Title. Shawn Michaels, der amtierende Champion hatte zwar die DX auf seiner Seite, hatte sich aber auch leider im Casket-Match durch einen fiesen Botch den Rücken ruiniert. Um das Match zu kontrollieren, zog die WWF damals einen Megastar ins "Boot", Mike Tyson. Tyson sollte als Special Enforcer für Recht und Ordnung sorgen, doch frühzeitig zogen ihn die DX auf ihre Seite. Austin war also auf sich alleine gestellt.
Immerhin hatte er die Fans hinter sich, denn als seine Musik ertönt, bricht ein gigantischer Jubel aus, der erst wieder verstummt, als HBK ins Bild tritt. Beide Männer werden bereits backstage gezeigt und begleitet, was dem Match eine ganz besondere Atmosphäre verleiht. Shawn Rücken, wie bereits erwähnt, ist schwer angeschlagen und das macht sich im Match bereits von Anfang an bemerkbar. HBK nimmt zwar einige, heftige Bumps mit dem Rücken voraus, aber im Großen und Ganzen fährt er einen gänzlich anderen Stil, als gewohnt. Anfangs möchte er sogar mit seinen erlernten Boxing-Skills von Tyson punkten. HHH und Chyna halten sich auch nicht zurück und so steht Austin wirklich mit dem Rücken zur Wand. Das Match verläuft eher langsam und ist weit davon entfernt, was HBK hätte leisten können mit gesundem Rücken. Trotzdem muss man anerkennen, dass er an diesem Abend alles gegeben hat und wie bereits erwähnt, er hat verhältnismäßig wenig Rücksicht auf seinen Rücken genommen bei der ein oder anderen Aktion.
es folgt der Ref Bump, Austin mit dem Stunner und Tyson sprintet in den Ring, um relativ schnell bis 3 zuzählen. Die Fans explodieren vor Freude, damit hat niemand gerechnet, dass Tyson hier zu Gunsten von Austin agieren würde. HBK ist angepisst, stellt Tyson zur Rede und bekommt prompt einen rechten Harken verpasst und geht zu Boden. Austin und Tyson feiern, die Fans sowieso und nun befindet sich die Attitude Era in vollem Gange.
Das Match ist gut, unter den Umständen ist es ein Wunder, was HBK geleistet hat. Und auch wenn man ihn damals nicht mochte, seinem Einsatz muss man hier wirklich Respekt zollen.
Es ist halt nur schade, wenn man sich ausmalt, was möglich gewesen wäre, wenn sein Rücken in Schuss gewesen wäre, dann wäre der Main Event ein richtiger Klassiker geworden, auch wrestlerisch.
Steve Austin besiegt Shawn Michaels (w/Chyna & Triple H) (c) (20:02) - TITELWECHSEL !!!
***1/2
Fazit: Wrestlemania 14 kann man sich gut anschauen. Die Matches überzeugen größtenteils, auch Matches, von denen man es nicht unbedingt erwartet hätte. Einzig die Tag Team Battle Royal war völlig belanglos und viel zu vollgestopft und unübersichtlich. Auch das IC Title Match war zu kurz und viel mehr ein Segment als ein Match, aber hier hat die Fortführung der Story rund um Rocky und Shamrock gut gepasst. Den Rest der Show kann ich aber durchaus empfehlen.