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WWF SummerSlam 1996

Der Summerslam #9 fand am 18. August 1996 in der Gund Arena in Cleveland, Ohio statt. Der Event wurde von Vince McMahon, Jim Ross und Mr. Perfect kommentiert.


Owen Hart vs Savio Vega
Keine mir bekannte Vorgeschichte zu diesem Match. Owen hatte zu dieser Zeit wohl die am langsamsten verheilende Verletzung des linken Arms aller Zeiten - getoppt nur von D-Los Brustverletzung. Owen hier also mit einem eingegipsten Arm. Der Referee macht ihm allerdings gleich zu Beginn des Matches klar, Owen zu disqualifizieren, sollte er den Gips einsetzen ...
Das Match nimmt zunächst einen für einen Opener typischen Verlauf. Man gibt sich viel Mühe, die Crowd möglichst mit einzubeziehen, indem man ihr immer wieder Gelegenheit gibt, für Savio zu chanten oder Owen auzubuhen. Doch schon bald nimmt Owen das Heft in die Hand und zieht sein Standardprogramm durch. Mit einer Erweiterung, denn Savio hatte zuvor seine eigene Schulter in die Ecke gerammt und diesen Arm bearbeitete Owen nun. Doch ein misslungener Drop Kick leitet die Wende ein und Owen muss kurzzeitig einstecken. Auch er kommt zurück und ein offener Schlagabtausch am Ende ist das Ergebnis. Nach einem Top Rope Dropkick sieht Owen schon wie der sichere Sieger aus, doch Savio kommt raus. Also schlägt Owen ihn – vor den Augen des Referees – mit dem Gips nieder und pinnt ihn. Ich kann mir nicht helfen, aber irgend jemand hat hier tierisch abgefuckte.
**1/2 – Ein sehr solides Match zweier sehr solider Wrestler (zumindest im Schnitt). Es fehlen dem Match aber echte Höhepunkte, so dass man es wohl nach wenigen Minuten schon wieder vergessen haben wird. Übrigens gefiel mir Savios Arbeit als Face immer recht gut. (13:23 Minuten)


Justin Hawk Bradshaw kommt nach dem Match zum Ring, belabert Vince McMahon und Jim Ross und attackiert Savio Vega dann im Gang. Nein, JBL rulte definitiv noch nicht im Jahr 1996 ... Todd Pettengil ist im Heizungskeller und interviewt Mankind. Spannend.


WWF Tag Team Titles – 4 Corners Elimination Match: New Rockers vs Smoking Gunns (Champions) (w/ Sunny) vs Bodydonnas vs Godwinns (w/ Hillbilly Jim)
Die New Rockers bestanden aus Marty Jannetty und Leif Cassidy (Al Snow), die Bodydonnas waren Skip (Chris Candido) und Zip (Tom Prichard), die Smoking Gunns Billy Gunn und Bart Gunn (heute in Japan als Mike Barton) und die Godwinns waren hochgradig lächerlich. Das Match kam zu Stande weil die Tag Team Division am Boden war und man keinen glaubwürdigen Herausforderer auf die Tag Team Titles hatte – oder glaubwürdige Champions, was das anbelangt ...
Skip kam mit Halskrause zum Ring – er hatte sich einen Wirbel angebrochen. So war dann auch niemand verwundert, als noch 4:05 Minuten Zip von Billy Gunn gepinnt wurde. Zuvor hatte Leif Cassidy Zip ein Bein gestellt und Billy brauchte nur noch zu pinnen. Die nächsten Minuten standen ganz im Zeichen aufkeimender Missverständnisse zwischen den beiden Heel Teams und so störten sich die Gunns wenig daran, dass Henry Godwinn Marty Jannetty nach dem Slop Drop in 7:30 Minuten pinnte. Es blieben im Ring die beiden Teams, die die Fans schon den ganzen Frühling und Sommer gelangweilt hatten. Und mal wieder setzten sich die Smoking Gunns unfair durch. Phinneas mit dem Slop Drop gegen Billy, doch Bart nutzt den abgelenkten Referee zu einem Schlag vom Top Rope und Billy pinnt Phinneas zur Titelverteidigung. Aus heutiger Sicht erscheint es mehr als amüsant, wenn Sunny sich nach dem Match über die fetten Leute in Cleveland lustig macht.
1/2* – Das war also das erste Multiple Way Match der WWF bei einem PPV! Langweilig, langatmig und nur eine Wiederholung dessen, was man die Monate vor dem Match bereits ertragen musste. Furchtbar auch Billy Gunn, der meinte, Gebrüll könne Charisma ersetzen. Leider fiel man Backstage darauf herein. (12:19 Minuten)


Davey Boy Smith vs Sid
Sid wurde als Ersatz für den Ultimate Warrior – der sich zum dritten und hoffentlich letzten mal mimosenhaft aus dem Staub gemacht hatte, weil der Morgenkaffee zu heiß serviert worden war – gebracht und mauserte sich binnen Wochen zum absoluten Top-Face hinter Shawn Michaels und dem Undertaker. Und ebenso wie Shawn hatte er eine Fehde gegen Camp Cornette ...
Dieser (Cornette) ist hier ebenso wie beim Opener nicht mit am Ring, da er Vader auf dessen Match vorbereiten musste. Dieses Match ist ein typisches Power Match, welches man aber zum Glück recht kurz hielt, so dass eventuell vorhandene Schwächen eines der beiden Teilnehmer (hust, Sid, hust) so gut es ging kaschiert wurden. Dennoch bot das Match außer dem Vertical Suplex und dem Running Powerslam des Bulldog nicht wirklich viel. Nach besagtem Bulldog entdeckt Jim Cornette Clarence Mason am Ring und es kommt zum Streit. Der Bulldog ist abgelenkt und kassiert den Chokeslam – und die Niederlage.
* – Ein harmloses Match. Es hatte das Potential gewaltig zu stinken, da der Bulldog nicht über die Fähigkeiten verfügt, Sid zu tragen. So entschloss man sich zu einem kurzen Power Match und fuhr verhältnismäßig gut dabei. Die Niederlage schadete dem Bulldog auch nicht. (6:25 Minuten)


Goldust (w/ Marlena) vs Marc Mero (w/ Sable)
Grund für dieses Match waren die paar Augen, die Goldust auf Sable geworfen hatte. Jeder wäre froh gewesen, den Bimbo los zu sein, doch nicht so Marc Mero. Das muss echte Liebe sein. Liebe die sicher ewig hält und in gleichem Maße erwidert wird ... hust. Zusätzlich war Sable auch noch von Mankind belästigt worden, der sie immer wieder "Mommy" nannte. Ja, wer Sable ungeschminkt sieht, kann sich dieses Eindrucks schlecht erwehren ...
Mankind taucht auch in diesem Match am Ring auf, verschwindet aber recht schnell wieder. Allerdings war sein Auftritt eine dringend nötige und willkommene Abwechslung, denn das was da im Ring geboten wurde, entsprach nicht im mindesten den Ansprüchen, die man in dieses Match hätte setzen können. So verbrachten beide etwa 5 Minuten des Matches auf der Matte. Kann ganz reizvoll und spannend sein – aber nicht, wenn man das mit einem Armbar verbindet. Die Fans honorieren es mit dem verdienten Desinteresse. Nach etwa 10 Minuten Gemurkse dann Marc Mero mit einer Shooting Star Press (und ihm fehlten nur wenige Grad zu Lesnars Glanzleistung bei WM XIX), die das Match aber nicht beendet, denn Marlena lenkt den Referee ab. Also geht es weiter und kurz darauf siegt Goldust clean nach dem Curtain Call. Nach dem Match will er Sable an die Wäsche, doch Mero rettet sie.
3/4* – Das muss Meros schlechtestes Match im Jahre 1996 gewesen sein. Hier stimmt gar nichts. Zu keinem Zeitpunkt konnte man die Fans ins Match bringen – wie auch. Haltegriffe und Kick-n-Punch Wrestling bestimmten das Geschehen. Das Match hätte so viel besser sein MÜSSEN. (11:01 Minuten)


Einem Bericht über die Verletzung Ahmed Johnsons (Nierenverletzung auf Grund von absoluter Unfähigkeit im Ring) folgt ein In-Ring Interview mit Farooq und Sunny. Ups, mein Fehler – Farooq Asad. Farooq mit lustiger Kopfbedeckung und gladiatorenartigen Gimmick. Man will den vakanten IC Title, doch Gorilla Monsoon hat für diesen bereits ein Turnier angesetzt. Warum genau bekommt sowas PPV Zeit?


Jerry Lawler vs Jake Roberts
Jerry Lawler hatte sich im Vorfeld des Summerslams immer wieder über Jake Roberts "überwundene" Alkoholsucht lustig gemacht. Unglaublich, sich über sowas lustig zu machen. Frechheit! Könnte ich nie ... Ach, wen verarsche ich, Lawlers Kommentare vor dem Match waren das lustigste am ganzen Summerslam bisher. Klassischer Lawler hier, selbst ein Stu Hart konnte solche Tiraden nur an guten Tagen im King hervorrufen. Lawler bringt zwei Flaschen Jim Beam mit an den Ring und eine Jumbo Flasche Champagner. Dafür macht er zwar Bekanntschaft mit Jakes Schlange (also der echten, nicht die, die er beim Heroes of Wrestling PPV immer wieder präsentieren wollte), aber das wars wert. Das Match ist kurz und überhaupt nicht der Rede wert. Lawler gewinnt nach einem Schlag mit einer Flasche Jim Beam gegen Jakes Kehle. Nach dem Match wird Jake noch abgefüllt, bis Mark Henry (Gastkommentator) den Save für Jake macht.
DUD – Das Match selber war wirklich überhaupt nichts. Die Kommentare Lawlers waren zwar ganz unterhaltsam, aber nicht so, dass ich nun ständig zurückspulen und mir sie wieder und wieder anschauen musste. Auch machten sie das Match keinen Deut besser. (4:07 Minuten)


Boiler Room Brawl: Mankind vs The Undertaker
Mankind wurde bei seinem Debut gleich in eine Fehde mit dem Undertaker gepusht. Das war einerseits gut für Mankind, andererseits rettete dies auch die langweilige Karriere des Undertakers, der im Laufe dieser Fehde immer menschlicher wurde. Logische Konsequenz war dann das Ablegen des Deadman Gimmicks – aber nein ... Außerdem führte diese Fehde zum ersten mal Hardcore Elemente in der WWF ein ...
Diesem Match selber stehe ich eigentlich immer mit gemischten Gefühlen gegenüber. Zum einen ist es kein Match im herkömmlichen Sinne. Ja OK, es ist ein Brawl ... Aber es ist auch zum Teil getaped gewesen. Der größte Teil der Müllaufbereitung im Heizungskeller wurde schon vorher aufzeichnet und dann durch "Bildstörungen" in die Live Segmente eingefügt. Das macht für mich das kaputt, was ein Match eigentlich ausmachen sollte. Der Brawl selber ist recht unterhaltsam und wie gesagt beschritt man zur damaligen Zeit für WWF Fans ziemliches Neuland. Das wiederum gefällt mir an diesem Match. Was aber definitiv nicht so gut ist, ist die Matchlänge. Nach etwa 20 Minuten verlassen beide den Keller und brawlen in Richtung Ring, um dort von Paul Bearer die Urne in Empfang zu nehmen (was übrigens einzig und allein das Match entscheidet). Dann dauert es weitere 7 Minuten bis zum Matchende, in denen Mankind aber noch einen heftigen Bump nimmt – mit dem Rücken voran vom Apron auf den blanken Hallenboden. Ouch! Das Ende selber ist für den langjährigen Fan sicher eines der schockierendsten, als nämlich Paul Bearer nach gut 5 Jahren gegen den Undertaker turnt und nach einem Schlag mit der Urne diese Mankind an übergibt.
*** – Dieses Rating bedarf einiger Erläuterungen. Es gibt keinen Grund, das Match fast 30 Minuten laufen zu lassen, von denen fast 10 davon bestanden haben dürften, den Wrestlern beim Laufen zuzusehen. Dazu war das Match teilweise getapt. Auf der anderen Seite stellte ein solches Match ein absolutes Novum in der WWF dar und ebnete auf seine Weise einem völlig neuen (WWF) Stil den Weg. Dazu kommt natürlich noch das Finish, welches zu dieser Zeit vielleicht nicht aus heiterem Himmel kam, nichts desto Trotz aber sehr schockierend rüberkam. (27:00 Minuten)


Nach dem Match wird er Undertaker von einigen Druiden (gekleidet in Wrestling-Klamotten unter den Kutten) aus dem Ring getragen.


WWF Heavyweight Title Match: Vader (w/ Jim Cornette) vs Shawn Michaels (Champion) (w/ Jose Lothario)
Nach Shawns Titelgewinn gegen Bret Hart bei Wrestlemania, den Siegen gegen Diesel und den Bulldog kam Vader gerade recht als Herausforderer für Shawn Michaels. Er war over, er war ein Monster – und er war jemand, mit dem Shawn ein gutes Match haben konnte. Bei In Your House 9 stand man sich schon im Rahmen eines 6 Men Tags gegenüber und Vader gewann. Dieses Match hatte das Potential, Match des Jahres zu werden. Der eigentliche Plan war, Vader den Titel zu geben, doch Shawn hatte wohl Angst sein Lächeln zu verlieren, also wurde der Plan kurzfristig geändert und man baute ein paar Gefälligkeiten für Vader ein – sehr zum Nachteil der Matchqualität ...
Die ersten Minuten des Matches verlaufen ganz und gar unerwartet – Vader bumpt für Shawn Michaels. Er nimmt Headscissors im und aus dem Ring und ist auch sonst eher damit beschäftigt, aufzustehen und wieder zu Boden zu gehen. Eine weitere Kopfschere von Shawn geht aber nach hinten los und stattdessen muss der eine Powerbomb außerhalb des Ringes nehmen. Das dreht das Match und in den nächsten Minuten tut Shawn das, was er am besten kann: Offense einstecken und seinen Gegner dabei gut aussehen lassen. Vader verprügelt Michaels nach Strich und Faden. Das Match ist bis zu diesem Zeichen hervorragend – also muss sich etwas ändern. Etwas ist in diesem Fall ein Count Out Finish für Vader nach 14 Minuten. Huh? Cornette schnappt sich das Mic und fordert Shawn auf, weiter zu kämpfen. Der tut genau das und es folgen weitere 3 mittlerweile nur noch ordentliche Minuten. Vader tritt Shawn weiter in den Hintern, doch als Cornette eingreifen will, ist der zur Stelle. Er nimmt ihm den Tennisschläger ab und schlägt damit auf Vader ein – die DQ nach 18 Minuten ist die Folge. Doch erneut geht es weiter. Shawn jetzt mit dem Comeback und ein offenes Match mit vielen Nearfalls (Sweet Chin Music, Powerbomb) ist das Ergebnis. Den Moonsault setzt Vader aber daneben und muss sich nach einem Moonsault Shawns geschlagen geben.
***1/2 – Selten hat mich ein im Rating sehr gutes Match so enttäuscht wie dieses Match. Ohne diese beiden blöden False Finishs wäre das Rating sicher einen Stern besser ausgefallen. Doch diese Finishs störten den Matchfluß dieses nahezu perfekten Big Men vs High Flyer / Technican entscheidend. So schade. (22:21 Minuten)


Overall:
Durchwachsen ist das wohlwollendste Wort, was mir zu Umschreibung des Summerslam 1996 einfällt. Der Opener war ganz ordentlich, danach folgten vier zum Teil grauenvolle Matches (um das Vorspiel zu Lawler/Roberts zu mögen, muss man zugegebenermaßen einen sehr dunklen Humor haben). Der Boiler Room Brawl ist sicher auch nicht jedermanns Sache und bestenfalls aus Entertainment-Sicht und ob der Neuwertigkeit des Matches nennenswert. Der Main Event war immer noch sehr gut, aber das Booking machte vieles kaputt. Insgesamt keine Empfehlung für diesen Event.

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