A N Z E I G E

WWF SummerSlam 1995

Die 1995er Ausgabe des Summerslam fand am 27. August 1995 (wer hätte das gedacht) in der Civic Arena in Pittsburgh, Pennsylvania statt. Der Event wurde von Vince McMahon und Jerry Lawler kommentiert.


Wir beginnen mit Dean (Shane) Douglas in einem Klassenzimmer, der ankündigt, den heutigen Event bewerten zu wollen. Wer so fies mit den Nägeln über die Tafel kratzt, ist bei mir Heel auf Lebenszeit.


Hakushi vs 1-2-3 Kid
Einen Hintergrund zu diesem Match dürfte es auch auch gegeben haben. Allerdings war der wohl nur eine Entschuldigung dafür, die beiden Leute zusammen zu bringen, die man zu dieser Zeit am ehesten als Highflyer bezeichnen konnte ...
Dem entsprach das Match allerdings nicht so wirklich. Beide mit einer langen Abtastphase, in der jeder, aber auch jeder, Move damit endete, dass man sich in Martial Arts typischen Drohgebärden gegenüber stand. Hin und wieder ist das ja auch OK, aber auf Dauer (lies: mehrere Minuten) wird es dann doch leicht nervig. Hakushi bestimmt dann den Matchverlauf, wer jedoch ein Actionfeuerwerk erwartet hatte, wurde auch jetzt wieder bitter enttäuscht. Hakushi ließ sich zwischen seinen Aktionen jeweils viel Zeit. So toll waren diese Aktionen aber auch gar nicht, erwähnenswert scheint mit lediglich der Back Flip über das Top Rope auf den Kid. Diesem gehört dann allerdings die letzte Minute vor dem Finish, bevor Hakushi einen Spinning Kick abfängt, in einen Suplex kontert und den 1-2-3 Kid danach pinnt. Dieses Finish kam völlig aus dem Nichts und wirft in mir die Frage auf, warum beide ihr Match so abrupt beenden mussten.
**1/4 – Gerade als das Match ein wenig in Fahrt zu kommen schien, war es auch schon wieder vorbei. Enttäuschendes Match, in dem Waltman so gut wie gar nichts zeigen durfte. Hakushi zwar solide aber auch recht langsam im Match. (9:27 Minuten)


Hunter Hearst Helmsley vs Bob Holly
Beide hier noch mit ihren alten Gimmicks – Bob Holly als Rennfahrer und Hunter Hearst Helmsley als blaublütiger Neuengländer. Oh – und ohne etwa 20 kg Muskelmasse. Er war gerade relativ frisch aus der WCW geholt worden, wo er die zweite Geige hinter Regal hätte spielen sollen. Doch er kam zur WWF und spielte mit Regals Gimmick zunächst bestenfalls die dritte Geige ...
Das Match war dann in etwa auch so furchtbar, wie man es sich vorstellt, wenn Bob Holly das Opferlamm für einen grünen Rookie spielen muss, dessen Move Set sich damals auf 3 Moves beschränkte: einen Knee Lift, einen Abdominal Stretch und den Pedigree. Viel Stalling im Match, wenige Aktionen. Helmsley dominiert, Holly nur mit einem kurzen Intermezzo, welches durch einen schönen DDT eingeleitet wird. Nützt aber nix, denn Helmsley siegt nach dem Pedigree. Interessant, dass beide heute noch bei WWE sind. Auf Grund dieses Matches hätte das keiner für möglich gehalten.
1/2* – Helmsley war damals noch sowas von grün und Holly ist nun nicht der Worker, der solche Leute tragen kann. Eine fragliche Entscheidung, dieses Match bei einem PPV zu bringen, die Qualität des Matches bestätigt diese Zweifel. Langsam, viel Stalling – Langeweile pur. (7:11 Minuten)


Blu Twins (w/ Uncle Zebekiah) vs Smoking Gunns
Keine Ahnung, warum das Match auf der Card war. Angeblich um beide Teams für ihre gute Arbeit im Laufe des zu belohnen. Die Blu Twins sind die Harris Twins, damals noch mit langen Haaren und gemanagt werden sie von Dutch Mantell ...
Das Match verläuft streng nach der Formel ohne irgendwelche Abweichungen. Die Gunns dominieren das Match zunächst, doch eine Unaufmerksamkeit des Referees erlaubt es den Blus, mit einer unfairen Aktion das Match zu drehen. Heat Segment für Billy Gunn, der aber nach einiger Zeit doch noch den Hot Tag schafft (auf den nicht gesehenen Wechsel verzichtete man wohl aus Zeitgründen). Nach dem Tag machen die Faces kurzen Prozess und einer der Blus wird von Billy nach dem Sidewinder (der eigentlich Barts Schulter traf) gepinnt.
* – Das Match war durchaus ansehbar, kein Augenkrebs weit und breit in Sicht. Allerdings verlief es auch ohne irgendwelche Höhepunkte, man spulte stur das Programm runter. Für echte Spannung fehlte auch einfach die nötige Zeit. (6:10 Minuten)


Skip (w/ Sunny) vs Barry Horrowitz
Skip ist Chris Candido und es ist einer Ironie des Schicksals, dass er und ausgerechnet Sunny ein Fitness Gimmick haben. Barry Horrowitz ist Barry F'N Horrowitz. Nicht dass ich ihm seinen kleinen Push nicht gönne (nein, solider Wrestler, Mindestmaß an Charisma vorhanden), dann aber doch bitte gegen einen Gegner, der sein Potential bereits ausgeschöpft hatte. Denn durch diese Fehde hat man nur eines erreicht – auch Chris Candido lastete nun ein Loser-Image an. So lange er in der WWF war, wurde er das auch nicht wieder los ...
Die Matches der beiden waren hingegen recht ordentlich, so auch dieses hier. Horrowitz ist zu Beginn immer den einen oder anderen Deut cleverer als sein Gegner und kann ihn entsprechend überlisten. Interessant ist, dass die Fans diese Überlegenheit doch eher mit Zurückhaltung zur Kenntnis nehmen. Doch Skip und Sunny arbeiten nun zusammen und nach 3 oder 4 Minuten gehört das Match ganz und gar Skip. Er zeigt hier sein technisches Können und warum er 1995 der begehrteste Free Agent war. Doch nicht nur das – er schafft es auch, dass die Leute aus ihrer Lethargie erwachen und Barry Horrowitz anfeuern! Das macht einen guten Heel aus. Das Match verläuft recht gut – bis Hakushi am Ring auftaucht und mit einem Springboard Leap Frog über beide Kontrahenten springt. Unnötig wie ein Kropf. Horrowitz rollt Skip nun zum Sieg auf – und es gibt den ersten lauten Pop des Abends.
**3/4 – Skip hätte hier klar als Sieger aus dem Ring gehen müssen. Vor allem, da Horrowitz' Push danach eh wieder im Sand verlief. Das Match war aber wie gesagt recht gut und wurde durch dieses unnötige blöde Finish nur abgewertet. (11:20 Minuten)


Dean Douglas läßt sich ein wenig über den Sieg von Barry Horrowitz aus, bevor Todd Pettengill Shawn Michaels wegen des Ladder Matches später am Abend interviewt.


WWE Womens Title Match: Bertha Faye (w/ Harvey Whippleman) vs Alundra Blayze (Champion)
Whippleman und Faye gaben zusammen nicht nur ein lustiges Bild ab, sondern waren storylinemäßig auch noch ein Paar. Faye war mindestens doppelt so schwer wie Whippleman – dennoch aber eine akzeptable Workerin, für ihre Figur sogar eine sehr gute! Blayze ist vor allem aus der WCW und Japan als Madusa bekannt, wird aber immer daher unvergessen bleiben, dass sie bei einem Live Nitro nach ihrem Wechsel zur WCW den WWF Womens Title in den Müll warf ...
Das Match ist überraschend schnell. Gut möchte ich nicht sagen, aber was beide Damen auch tun, es hat Hand und Fuß. Nur leider gibt man beiden nicht nennenswert viel Zeit, so dass alles recht überstürzt und hastig wirkt. Faye ist im Ring überraschend agil und auch schnell unterwegs und hat es gar nicht nötig, auf Haare ziehen oder stupide Powermoves zu setzen. Tut sie auch nicht. Nach 4 Minuten Alundra mit einer Serie von Top Rope Drop Kicks, doch dem letzten kann Faye ausweichen. Es folgt eine Sit-Down Powerbomb zum Sieg und Titelgewinn.
*1/2 – Schade, dass man dem Match so wenig Zeit gab. So war das, was man zeigte alles recht schnell durchgezogen und zum Aufbau des Matches blieb so gut wie keine Zeit. Dennoch hat mich das Match positiv überrascht. (4:37 Minuten)


Casket Match: Kama (w/ Ted DiBiase) vs The Undertaker (w/ Paul Bearer)
Der Höhepunkt der Undertaker vs Million Dollar Corporation Fehde, die sich seit der Survivor Series 1994 zog. Und wenn ich sage zog, dann meine ich ZOOOOOOOG. Der Taker 10 Monate in einer Fehde, die sich einzig und allein darum drehte, ob er seine Urne wiedererlangen können würde. Diese Urne befand sich mittlerweile in Form einer Halskette um Kamas (Papa Shango, Godfather) Hals ...
Das Match zwischen beiden verläuft in etwa so, wie man es sich erwarten konnte. Der Taker war hier schon recht agil und nicht mehr so hölzern, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Beide wrestlen anfangs wenig im Ring, denn recht schnell versucht man, den Gegner in den Sarg zu verfrachten. Der Taker ist damit zunächst auch erfolgreich, doch Kama kontert und der Undertaker findet sich selber in der Kiste wieder. Es folgt langweiliges Brawling im Ring, bevor es für Kama wieder in die Kiste geht. DiBiase bewahrt hier Kama vor einer Niederlage. Schade, denn das Match quälte mich damit noch ein paar Minuten länger. Letztlich kann der Taker aber nach einem Tombstone Piledriver den guten Kama in den Sarg stopfen. Leider näherte sich die Fehde danach einem neuen Tiefpunkt, als man nämlich die Story nahtlos weiterführte – mit King Mabel an Stelle der Million Dollar Corporation.
*1/2 – Das Match war nicht brutal schlecht, dafür aber brutal langweilig! Statt 16 Minuten wären 10 Minuten immer noch mehr als genug gewesen, die Fans nicht zu begeistern. Zumal die Idee eines Casket Matches im Sommer 1995 alles andere als neu war und schon 500 mal gebracht wurde. Sehen, langweilen, vergessen. (16:25 Minuten)


Isaac Yankem vs Bret Hart
Wo hier anfangen? Isaac Yankem ist niemand geringeres als Glen Jacobs – besser bekannt als Kane. Sein Gimmick war des eines Zahnarztes (kein Scheiß), der von Jerry Lawler als Rache an Bret Hart vorgesehen war. Es ging um das mehr berüchtigte als berühmte Kiss my Foot Match vom King of the Ring 1995, welches Bret gewinnen konnte und welches die Fehde ein für alle mal hätte beenden müssen. Yankem ist zu dieser Zeit noch deutlich grüner im Ring als Kane es heute ist, obwohl er auch schon ein wenig Erfahrung zu dieser Zeit hatte ...
Die ersten Minuten, in denen das Match ausgeglichen ist, bzw die Bret Hart dominiert sind sehr ansehnlich. Immerhin ist Jacobs einer der besseren Big Men im Business in den Staaten und kann getragen werden. Doch sind wir ehrlich – seine Offense damals suckte derbst. Heute kann er das durch neue Moves oder einfach durch seine Overness ausgleichen – damals leider noch nicht. So ist er hier dann sehr Kick-n-Punch lastig, nur ab und zu mischt sich ein Power Move unter seine Offense. Als Bret Hart sein Comeback startet, mischt sich auch der eigentlich kommentierende Jerry Lawler immer öfter ins Matchgeschehen ein. Ich bin ja eigentlich gegen sowas, aber auf Grund der langen Fehde der beiden, macht das dieses Match wesentlich unterhaltsamer. Denn der Hitman schafft es natürlich, dem King an die Gurgel zu gehen. Doch leider muss er dafür bezahlen, denn in einer Gemeinschaftsaktion klemmen Lawler und Yankem ihm den Kopf zwischen die beiden oberen Ringseile. Die sofortige DQ ist die Folge.
**1/2 – Ich hätte mir ein besseres Finish gewünscht, um wirklich mit dem Match rundum zufrieden zu sein. Aber gut war es alle mal noch. Bret schaffte es, den doch noch relativ unerfahrenen Gegner zu einem sehr ordentlichen Match zu ziehen. Die Eingriffe Lawlers VOR dem Finish trugen zum Unterhaltungswert nicht unerheblich bei. (16:08 Minuten)


WWF IC Title – Ladder Match: Razor Ramon vs Shawn Michaels (Champion)
Shawn hatte zu dieser Zeit eigentlich eine Fehde mit Sid am Laufen und eigentlich war ein IC Title Match für den Summerslam bereits gebucht. Doch dann stellte man einerseits fest, wie mies die Card bisher war und zum anderen stellte man fest, dass Ramon noch kein Match hatte. Logische Konsequenz also – das Rematch of the Century, wie es ein Fan auf einem Plakat verewigte. Doch wie es Rematches so an sich haben, sie müssen dem Vergleich zum Original standhalten – und sind selten in der Lage, dieses Match zu übertreffen ...
So auch hier. Man gönnt sich vor den ersten Leiter Spots 5 Minuten Wrestling im Ring, die allerdings wie die letzten 5 Minuten vor dem Finish eines Matches anmuten. Beide wollen ihre Finisher zeigen, werden aber vom Gegner daran gehindert. Dafür sitzen aber die restlichen Trademark Spots. Dann kommt die Leiter ins Spiel. Beide zeigen hier zunächst die einfacheren Spots, bis Shawn von Ramon von der Leiter gestoßen wird, sich mit dem Knie verhakt und mitsamt Leiter umfällt. Das sah nicht unbedingt geplant aus, da Shawn den Sturz nicht unter Kontrolle hatte. Zuvor hatte sein Unterschenkel schon einmal Bekanntschaft mit der Ringabsperrung machen müssen, als Ramon ihn per Back Drop übers Seil nach außen befördert hatte. Daher nutzt Ramon die Gunst der Stunde und attackiert Shawns Bein mit der Leiter und auch mit seinen restlichen Aktionen. Taktisch klug, verhindert dies doch einerseits, dass Shawn die Leiter erklimmt, andererseits auch die Sweet Chin Music. Nun folgen die obligatorischen Leiterspots, die ich mir im Detail einmal verkneife, sollten sie doch mittlerweile hinlänglich bekannt sein. Es sein nur gesagt, dass nicht jeder davon so perfekt saß. Auch das Finish nicht. Nach einen Superkick von einer Leiter zur anderen hätte sich Shawn den Gürtel holen sollen, doch er verfehlte. Ebenso beim zweiten Versuch. Nachdem er wutentbrannt die Leiter neu positioniert hatte, konnte er sich aber im dritten Versuch den Gürtel sichern.
***3/4 – Ein sehr gutes Match, das aber bei weitem nicht an ihren Klassiker bei Wrestlemania heranreichen konnte. Dazu fehlte einfach ein wenig die Dramatik, da dieses Match hier zu kurzfristig auf die Card geklatscht wurde. Schlimmer noch wiegt allerdings die Vielzahl der missglücken Spots, die in der Summe doch schon auffällig waren. Nichts desto Trotz aber ein sehr unterhaltsames Match. (25:00 Minuten)


Dean Douglas ist gerade dabei, den Fans das Wort "bad" näher zu erläutern – vor allem im Zusammenhang mit "Bad Guy", als dieser plötzlich vor ihm steht und seine Missfallen über die Worte Douglas' äußert. Der will ihn darauf attackieren, doch ein Schlag Ramons weist ihn schnell in die Schranken. Der Anfang einer Fehde, die Douglas zu einem verbitterten Never-Has-Been Wrestler verkommen ließ.


WWF Heavyweight Title Match: King Mabel (w/ Mo) vs Diesel (Champion)
Das sind so die Matches, die uns die Clique im Jahre 1995 bescherte. Mabel war King of the Ring, Diesel war Champion, während richtige Wrestler wie Bret Hart, Owen Hart, der British Bulldog und andere in der Midcard oder in Tag Teams versumpften ...
Dieses Match ist in etwa so schlecht, wie sich die Ansetzung auch anhört. Man versuchte durch Booking noch ein bisschen Spannung zu erzeugen. Ein wenig gelang das IMO auch, dennoch war das Kind schon beim KOTR in den Brunnen gefallen. Diesel mit Punches gegen Mabel, der damit konterte, sich aus allen möglichen Positionen auf den Champion (wie weh es tut, das zu schreiben!) fallen zu lassen. Erst mit dem Eingriff Lugers kam ein Fünkchen Spannung auf – es war nämlich nicht klar, für wen Luger eingreifen würde. Denn beim RAW vor dem Slam wurde Diesel von Lugers Tag Team Partner, Davey Boy Smith, attackiert. Doch Diesel ist das egal, er attackiert Luger. Sollte wohl eine Story einleiten, doch Luger trat am nächsten Abend beim ersten Nitro auf und die WWF war ein Plage los. Es folgt nach gut 9 Minuten eine Clothesline vom Top Rope gegen Mabel, die das furchtbare Match beendet.
1/4* – Zugegeben, das Match war grausam. Aber verdient es den Titel "Schlechtestes Match aller Zeiten"? Das glaube ich nicht. Mit dem Booking konnte man zumindest ein wenig Spannung erzeugen, auch wenn die Zeit davon nicht viel übrig ließ. Ohne Zweifel aber ein Match, dass eines Summerslams nicht würdig war, geschweige denn als sein Main Event. (9:14 Minuten)


Overall:
Von den neun Matches dieses PPVs stechen nur zwei als gut oder besser heraus. Shawn gegen Ramon gab es schon einmal um Längen besser und Bret vs Yankem war zwar gut, aber zum einen nichts, was den Lauf der Zeit als besonders nennenswert überstanden hätte oder zum anderen den PPV allgemein gerettet hätte. So bleibt trotz dieser beiden Matches ob der überwältigenden Übermacht der crappigen Matches – allen voran des Main Events – nur die Empfehlung, den Event zu umgehen.

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